Booster oder Bremse? USA setzt Schuldenobergrenze aus: Was das für Bitcoin bedeutet

Die USA haben die Schuldenobergrenze ausgesetzt. Bis 2025 kann das Land fleißig weiter Schulden machen. Was das für den Krypto-Markt bedeutet.

Tim Reindl
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Bitcoin

Beitragsbild: Shutterstock

| Im Gegensatz zum US-Dollar ist die Bitcoin-Menge begrenzt

Um einen Zahlungsausfall abzuwenden, haben sich Demokraten und Republikaner im US-Kongress darauf geeinigt, die Schuldenobergrenze bis 2025 auszusetzen. Auch Präsident Biden hat bereits seine Unterschrift gesetzt. Geht es nach der US-Finanzministerin Janet Yellen, kam die Entscheidung gerade noch rechtzeitig. Denn nach ihrer Prognose wäre der Tag X (der Tag, an dem den Vereinigten Staaten das Geld ausgeht), am heutigen 5. Juni erreicht. Jetzt können die Amerikaner wieder fleißig Schulden machen. Doch was beutet das für Bitcoin und die Kryptobranche? Profitiert der Sektor von der Maßnahme oder wird er ausgebremst?

Droht dem Kryptomarkt eine Liquiditätsebbe?

Ein finanzpolitischer Eingriff dieser Größenordnung wirkt sich zwangsläufig auf die Märkte aus. Einige Analysten befürchten, dass infolge der Entscheidung die Aktienmärkte mit Liquiditätsverknappung zu rechnen haben. Gleiches gilt für den Krypto-Sektor. Die Argumentation ist dabei wie folgt aufgebaut: Die USA haben die Schuldenobergrenze ausgesetzt. Jetzt nimmt das Land weitere Schulden auf. Das US-Finanzministerium wird dafür in den kommenden Wochen eine größere Menge Staatsanleihen emittieren.

Gerade US-Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit (sog. T-Bills) locken derzeit Investoren mit attraktiven Renditen. Treasury Bills mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr versprechen aktuell eine Rendite jenseits der 5-Prozent-Marke. Die US-Anleihen gelten zudem als besonders ausfallsicher.

Sollte das US-Finanzministerium die Kapitalmärkte mit großen Mengen attraktiver kurzfristiger Staatsanleihen fluten, könnten Aktien und Kryptoassets Liquidität entzogen werden, unter der Voraussetzung, dass die Investoren dann tatsächlich umsatteln.

Aufatmen bei US-Bitcoin-Minern

Mit der Entscheidung vom Wochenende geht noch eine andere Entwicklung einher, die für die Kryptobranche der USA von Bedeutung ist. Die geplante Steuer für Bitcoin-Miner ist erst einmal vom Tisch. Die Biden-Administration plante den Strom für Krypto-Miner mit 30 Prozent zu besteuern. Eine Umsetzung des Vorschlags hätte die Branche in den USA begraben. Denn die zusätzlichen Kosten hätten die ohnehin knapp kalkulierten Miner wohl kaum verkraftet.

In der Einigung zur Schuldenobergrenze mussten die politischen Lager Kompromisse eingehen. Dabei verabschiedeten sich die Demokraten notgedrungen von ihren Plänen zur Änderung der Steuergesetze. Darunter fällt auch die Mining-Steuer. US-Miner in den Vereinigten Staaten können also erst einmal aufatmen. Kritiker der Steuer warnten davor, dass mit deren Umsetzungen nichts erreicht werde, außer Innovationen aus dem Land zu treiben.

Sind Staatsschulden Inflationstreiber?

Das Verhältnis zwischen Inflation und Bitcoin ist kompliziert. Durch eine hohe Inflationsrate sinkt die Kaufkraft. Das Geld der Anleger sitzt dann bei weitem nicht mehr so locker. Häufig reduzieren Investoren bei Geldknappheit als Erstes ihre Risikoanlagen. Aufgrund der hohen Volatilität fallen Bitcoin und Co. in diese Kategorie. Auf der anderen Seite zeigt eine hohe Inflation die Schwächen von Fiat-Währungen auf. Die Geldmenge bei Bitcoin hingegen ist begrenzt. In Zeiten hoher Inflation kann Bitcoin als desinflationäre Alternative einen "sicheren Hafen" bieten. Das erfordert allerdings einen etwas vorausschauenden Blick. Kurzfristig unterliegt der "Orange Coin" noch starken Kursschwankungen.

Aber führt eine größere Staatsverschuldung überhaupt zu einer höheren Inflation? Historisch gesehen gibt es einige Fälle, bei denen ein starker Anstieg der Verschuldung zu einer massiven Geldentwertung führte. Die Hyperinflation in Deutschland 1923/23 zum Beispiel. Es gibt aber auch Gegenbeispiele. Japan hat in den letzten Jahrzehnten mit einem signifikanten Anstieg der Staatsverschuldung zu kämpfen. Die Inflationsrate hielt sich dabei jedoch auf einem konstant "moderaten" Level.

Die Rolle der Zentralbanken

Wichtig ist, welche Strategie das Land beim Abbau der Schulden verfolgt. Dabei spielen die Zentralbanken eine entscheidende Rolle. Dazu schreibt die Bundeszentrale für politische Bildung:

Solange die Staatsschulden nicht von der Zentralbank finanziert werden (durch den Aufkauf staatlicher Schuldscheine gegen die Schaffung von Zentralbankgeld, also durch die Ausweitung der Geldbasis), ergeben sich keine unmittelbaren Auswirkungen der Staatsverschuldung auf den monetären Bereich (also auf die Inflation).

BpB 2016

Der Kurs der US-Zentralbank (FED) ist also von zentraler Bedeutung. Denn sie entscheidet über die Geldmengenausweitung.

Das erwartet Bitcoin

Glaubt man den Worten des US-Präsidenten, dann ist mit der Aussetzung der Schuldenobergrenze das Land erst einmal vor dem "wirtschaftlichen Zusammenbruch" gerettet. Jetzt gilt es, die Reaktionen der FED im Auge zu behalten. Für die Bitcoin-Miner in den Vereinigten Staaten heißt es volle Kraft voraus. Sie bekommen mit der abgewendeten Steuer mehr Planungssicherheit und können ihre Strukturen ausbauen. Zudem lohnt in den kommenden Wochen ein Blick auf die Kapitalzu- und -abflüsse bei den großen Kryptobörsen, um etwaige Liquiditätseinbußen zu identifizieren.

Außerdem gilt es zu beobachten, in welcher Geschwindigkeit und in welchem Umfang das US-Finanzministerium Staatsanleihen ausgibt und wie gut (und von wem) diese Anleihen angenommen beziehungsweise gekauft werden. Ob und wie stark sich der Sog der US-Anleihen auf die Krypto-Liquidität auswirken wird, werden die kommenden Wochen zeigen.

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