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T-Systems-Chef Clemens muss gehen

Nun also doch: Reinhard Clemens, Chef der IT-Sparte der Deutschen Telekom, verlässt den Konzern zum Ende des Jahres. Nach anhaltend schlechten Zahlen will der Aufsichtsrat nun einen anderen Manager sein Glück versuchen lassen.

Die Zukunft ist für alle eine Wette, hat Reinhard Clemens Anfang des Jahres im Interview mit dem Handelsblatt erklärt. Da war bereits klar: Seine Position als T-Systems-Chef, der Großkunden-Tochter der Deutschen Telekom, wackelt. Der Aufsichtsrat hatte zwar erst im Dezember seinen Vertrag vorzeitig verlängert. Immer ein Jahr vor Vortragsende, so wie der Aufsichtsrat bei der Telekom das meistens handhabt. Öffentlich sollte nichts dafür sprechen, dass sie mit ihm als Vorstand unzufrieden sind. Doch im Hintergrund rumorte es bereits gewaltig.

Die Bilanz von T-Systems ist, so muss man es wohl sagen, schlecht. In den vergangenen zehn Jahren war das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, kurz Ebit, ohne die Berücksichtigung von Sondereinflüssen nur ein einziges Mal positiv. Und das ist sechs Jahre her. Insgesamt hat die Telekom in der zehnjährigen Amtszeit von Clemens annähernd eine Milliarde Euro in T-Systems gesteckt.

Auch im ersten Halbjahr dieses Jahres ging der Umsatz wieder zurück, um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf rund 3,4 Milliarden Euro. Der Verlust vor Steuern stieg um 26 Millionen auf nun 37 Millionen Euro, während T-Systems mehr investieren musste, um das Geschäftsmodell den sich ändernden Gegebenheiten anzupassen.

Leicht ist sie für Reinhard Clemens nicht gewesen, die Aufgabe als Chef der Sparte. Als er sie vor rund zehn Jahren übernommen hatte, war ihre Bilanz bereits rot. Doch der erfolgreiche Manager war sich sicher, den Trend umkehren zu können und T-Systems zum Erfolg zu führen. Der Ingenieur ist bis heute bei den meisten Kunden beliebt, er kann die Zusammenhänge unaufgeregt und verständlich erklären. Doch konnte T-System zuletzt nicht oft genug liefern, was versprochen wurde.

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Weil bei wichtigen, großen Kunden ist vieles schiefgelaufen war, erhöhten sich die Abschreibungen von T-Systems 2016 auf 575 Millionen Euro. Ein Teil der Mitarbeiter bekam nur 72 Prozent ihrer variablen Vergütung ausgezahlt, weil die Sparte ihre Ziele verfehlt hatte.

Bei der Präsentation der Bilanz des zweiten Quartals dieses Jahres sagte Finanzvorstand Thomas Dannenfeldt: „Wir haben uns ja bekanntermaßen strategisch entschieden, das Geschäft verstärkt von der klassischen IT hin zum Cloud-Geschäft und Netzwerk-basierten Services zu entwickeln.“ Die Digitalisierung trifft das Unternehmen in seinem Kern: bei den IT-Dienstleistungen. Software und Support kommen heute zunehmend aus der Cloud, also aus ausgelagerten Rechenzentren. Das kostet weniger, und es braucht dazu weniger Mitarbeiter.

Im Cloud-Segment gebe es Wachstumsmöglichkeiten, die Umsätze seien im ersten Halbjahr um elf Prozent gestiegen, sagte Dannenfeld. Doch konkurriert T-Systems in diesem Feld mit den ganz Großen: Amazon, Google, Facebook. Um an Marktanteile zu gelangen, drücken sie die Preise. Das, was für T-Systems am Ende dabei übrigbleibt, reicht kaum, um den Apparat zu finanzieren.

Während der Aufsichtsrat Clemens bereits länger kritisch gesehen hat – angeblich soll Personalvorstand Christian Illek, Ex-Microsoft-Deutschlandchef, ebenfalls für den Posten im Gespräch gewesen sein – stellte sich Vorstandschef Timotheus Höttges öffentlich demonstrativ hinter seinen Vorstand. Die beiden kennen sich seit Jahren. Und so erklärte er nun auch: „Reinhard Clemens mit seiner Kompetenz bei IT-Innovationen wird mir fehlen.“ Doch die schlechte Bilanz hatte den Ex-Finanzer Höttges dann zuletzt doch stark gestört.

Es ist der zweite Vorstand, den Höttges innerhalb kurzer Zeit gehen lässt. Im Juli kündigte der Konzern an, Deutschland-Chef Niek Jan van Damme verlasse zum Jahresende die Telekom. Sein Nachfolger ist Dirk Wössner, der ebenfalls langjährige Erfahrung bei der Telekom hat.

Wer auf Reinhard Clemens nachfolgt, will der Konzern aus Rücksicht auf dessen derzeitigen Arbeitgeber noch nicht bekanntgeben. Klar ist, er wird Mut, Kreativität, Durchsetzungs- und Durchhaltekraft brauchen. Zwei Vorstandswechsel zum gleichen Zeitpunkt bringen Unruhe in einen Konzern, der sich durch die Digitalisierung ohnehin in vielen Bereichen neu positionieren muss.