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Bayer braucht mehr Zeit für Monsanto

Bayer kann das selbst gesteckte Ziel nicht halten: Statt Ende 2017 wird der Abschluss der Monsanto-Übernahme frühestens Anfang 2018 kommen. Kartell-Experten finden auch dieses Ziel ambitioniert.

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Alljährlich im September lädt Bayer Landwirtschaftsexperten aus aller Welt ins Rheinland zum „Future Farming Dialog“ ein. Es wird über die Zukunft des Agrarbusiness diskutiert – und natürlich darüber, wie Bayer die Arbeit der Bauern mit neuem Saatgut, Pflanzenschutzmitteln und Digitaltechnik modernisieren will.

All dies will der Konzern künftig gemeinsam mit dem Konkurrenten Monsanto angehen. Ende des Jahres sollte die 66 Milliarden Dollar teure Übernahme unter Dach und Fach sein, so sahen es die bisherigen Pläne vor. Dann sollen die Freigaben aller Kartellbehörden vorliegen.

Doch dieses selbst gesteckte Ziel wird Bayer wohl nicht erreichen. Der Konzern hat die EU gebeten, die Prüffrist um zehn Arbeitstage zu verlängern. Das gab Bayer etwas versteckt in einer Pressemittelung zum derzeit laufenden „Future Farming Dialog“ bekannt. Statt bis zum 8. Januar hat die Kommission nun bis zum 22. Januar Zeit für eine Entscheidung. „Vor diesem Hintergrund ist es wahrscheinlicher, dass ein Abschluss der Transaktion statt zum Jahresende 2017 nun Anfang 2018 zu erwarten ist", sagte Liam Condon, im Bayer-Vorstand für die Agrarchemie zuständig.

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Die Verzögerung liefert keinen Hinweis darauf, dass die ambitionierte Übernahme am Nein der EU scheitern wird. Laut Condon kommt man in den Gesprächen mit den Kartellexperten gut voran. Doch das Verfahren gestaltet sich wohl komplexer, als Bayer es erwartet hat. Bis Montag hat der Konzern eisern an der Prognose festgehalten, Ende 2017 einen Abschluss zu erzielen – und das, obwohl schon der Antrag auf Prüfung bei EU drei Monate später als ursprünglich geplant gestellt worden war.
Bei Analysten und Kartellexperten hatte es bereits in den vergangenen Wochen Zweifel an Bayers Zeitplan gegeben. Und mehr noch: Einige gehen davon aus, dass auch im Januar 2018 noch keine Übereinkunft mit den Kartellbehörden erzielt wird. „Wir erwarten, dass das Verfahren erst gegen Ende des ersten Quartals 2018 erfolgreich beendet werden kann“, sagt Analyst Jonas Oxgaard vom amerikanischen Investmenthaus Bernstein dem Handelsblatt.
Oxgaard ist ein anerkannter Spezialist für die globale Agrarindustrie und hat die zurückliegenden Großfusionen in der Branche samt Kartellverfahren intensiv analysiert. Die Frist für die EU-Entscheidung über Monsanto kann sich seiner Einschätzung nach um bis zu zwei Monate weiter nach hinten verschieben. Oxgaard rechnet mit intensiven Verhandlungen, in denen die Kommission immer wieder neue Informationen einholen werde.

Bei der Fusion der amerikanischen Chemiekonzerne Dow und Dupont ist eine solche Verzögerung eingetreten. Der Zusammenschluss gilt mit Blick auf das Verfahren als eine Art Blaupause für Bayer/Monsanto. Zum einen, weil auch die Amerikaner zwei führende Agrarchemiehersteller zu einem Großanbieter fusionieren, der sowohl bei Pflanzenschutz wie bei Saatgut sehr stark ist. Diese Idee steckt auch hinter der Kombination von Bayer und Monsanto.

Zum anderen ähneln sich die Zeitpläne. Die EU-Kommission hat am 22. August dieses Jahres die Phase 2 einer vertieften Prüfung der Monsanto-Übernahme eingeleitet. Bei Dow/Dupont war dies fast genau ein Jahr zuvor am 11. August 2016 geschehen. Die Freigabe für ihren Zusammenschluss bekamen die Amerikaner aus Brüssel erst Ende März 2017. Mehrfach wurde die Prüfungsfrist nach hinten verschoben, weil der Kommission die sogenannten Remedies nicht ausreichten. So werden die von den Unternehmen vorgeschlagenen Zugeständnisse genannt – also die Trennung von Unternehmensteilen.

Bayer hat mit Monsanto vereinbart, sich im Zuge des Kartellverfahrens von einem Umsatz in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar zu trennen. Die Bernstein-Analysten gehen davon aus, dass diese Summe nicht ausreichen wird. Bayer wird zu weiteren Eingeständnissen wohl bereit sein. Schließlich muss der Konzern zwei Milliarden Dollar an Monsanto als Vertragsstrafe überweisen, falls man von der Übernahme zurücktritt.

Bayer setzt darauf, dass die EU nach der Dow/Dupont-Prüfung bereits erfahren mit dem Agrogeschäft ist und deswegen schneller entscheiden kann. Zudem gibt es technisch gesehen weniger Überschneidungen bei den Geschäften: Monsanto ist sehr stark auf Saatgut, Bayer hingegen auf Pflanzenschutzmittel fokussiert. Absehbar ist, dass die Unternehmen Saatgutgeschäfte bei Baumwolle, Raps und Gemüse abgeben müssen. Dazu kommt das Bayer Produkt Liberty Link: Es ist eine Kombination aus einem Unkrautvernichter und einem Saatgut, das gegen dieses Mittel resistent ist.

Die EU-Kommission hat in ihrer Erklärung vom 22. August 2017 alle diese kritischen Bereiche aufgeführt. Die bis dahin von Bayer angebotenen Zugeständnisse hätten nicht ausgereicht, um „ihre ernsten Bedenken“ auszuräumen, hieß es in der Mitteilung. Daraus lässt sich aber keine Vorentscheidung ablesen. „Die Wortwahl der EU entspricht annähernd der aus dem Schreiben an Dow/Dupont“, erläutert Analyst Oxgaard. Er beziffert die Wahrscheinlichkeit, dass die Fusion von Bayer und Monsanto genehmigt wird, weiterhin auf 85 Prozent.