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Barclays steht operativ besser da, macht aber netto Verluste. Grund sind zahlreiche Altlasten. Die plagen auch andere britische Banken.

Jes Staley geht es wie seinem Kollegen John Cryan bei der Deutschen Bank: Seit er die britische Großbank Barclays 2015 als CEO übernommen hat, macht er eine unglückliche Figur. Der Aktienkurs ist in seiner Zeit 13 Prozent gefallen, während der Rest des Sektors zweistellig zulegte. Die Anleger zweifeln an seiner Investmentbankstrategie, und eine Whistleblower-Affäre könnte Staley immer noch den Job kosten.

Am Donnerstag nun konnte er zwar einen Vorsteuergewinn von 3,5 Milliarden Pfund verkünden – ein Plus von zehn Prozent. Doch erstens lag dieser unter den Erwartungen der Analysten. Und zweitens verwandelte er sich in einen Nettoverlust von 1,9 Milliarden Pfund, wenn man alle Sondereffekte mit einrechnete. Auch die Erträge gingen zurück – um zwei Prozent auf 21,1 Milliarden Pfund.

Die Barclays-Zahlen zeigen, wie sehr die britischen Banken noch mit ihren Altlasten zu kämpfen haben. Der Nettoverlust kam vor allem durch hohe Restrukturierungs- und Rechtskosten zustande.

2,5 Milliarden Pfund verlor die Bank beim Verkauf des Afrikageschäfts; für die US-Steuerreform, die auch anderen Banken das vierte Quartal verhagelt hatte, wurden 900 Millionen Pfund fällig. Für Rechtsstreitigkeiten wandte die Bank im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden Pfund auf, davon allein 700 Millionen Pfund für den Skandal um Kreditausfallversicherungen. In den vergangenen Jahren hatten alle britischen Banken unwissenden Kunden solche Policen angedreht, inzwischen klagen Anwälte auf Rückzahlung.

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Die Altlasten belasten auch die Jahresergebnisse der anderen britischen Banken. Die HSBC schätzte diese Woche, dass allein die Swiss-Leaks-Enthüllungen die Bank 1,5 Milliarden Pfund an Strafen wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung kosten könnten.

Lloyds musste weitere 600 Millionen Pfund für die Kreditausfallversicherungen aufwenden und verfehlte so die Gewinnerwartungen. Die Royal Bank of Scotland (RBS) wartet immer noch auf eine Milliardenstrafe des US-Justizministeriums wegen fragwürdiger Hypothekenpapiere. Wenn die Bank am Freitag tatsächlich zum ersten Mal seit der Rettung durch den Staat im Jahr 2008 schwarze Zahlen vorlegen sollte, werden die Anleger die ausstehende Strafe im Hinterkopf haben.

Staley blickte daher lieber nach vorn. 2017 sei ein wichtiger Wendepunkt gewesen, sagte er bei der Vorstellung der Jahreszahlen. Mit dem Verkauf des Afrikageschäfts habe Barclays die Restrukturierung abgeschlossen. Nun müsse man keine weiteren Dependancen mehr schließen, sondern könne sich zum ersten Mal seit fünf Jahren ganz auf das laufende Geschäft konzentrieren.

Der Amerikaner, der von der US-Investmentbank JP Morgan gekommen war, hat Barclays auf die beiden Standorte London und New York fokussiert. Die Investmentbank hat er mit hochkarätigen (und teuren) Neuzugängen ausgestattet. Dafür mussten Anfang des Jahres 100 Mitarbeiter gehen, die als verzichtbar galten – deutlich weniger als bei der Deutschen Bank, die gerade die Entlassung von 250 bis 500 Investmentbankern angekündigt hat.

Staleys Strategie geht bisher noch nicht auf: Die Investmentbank läuft immer noch deutlich schlechter als das Privatkundengeschäft in Großbritannien. Die Erträge der Investmentbank gingen im vierten Quartal um elf Prozent zurück, im Handelsgeschäft brachen sie um 21 Prozent ein.

Der einzige Trost: Der Konkurrenz erging es zum Teil noch schlechter. Bei der Deutschen Bank war der Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen um 29 Prozent zurückgegangen, bei der US-Bank Goldman Sachs sogar um 50 Prozent.

Bonustopf bleibt annähernd gleich

Trotz der schwachen Bilanz schrumpfte der Bonustopf für die Investmentbanker nur um 1,2 Prozent – auf 864 Millionen Pfund.

Staley gab sich optimistisch: Das Jahr habe gut angefangen, die höhere Volatilität an den Finanzmärkten führe dazu, dass die Erträge im ersten Quartal bisher deutlich über Vorjahresniveau lägen. Seine Trader nähmen den Wall-Street-Rivalen Marktanteile ab. Er pries auch das Geschäft mit Übernahmen und Fusionen. Hier sei Barclays wieder die Nummer Eins im Heimatmarkt, nachdem man in der Vergangenheit hinter den US-Rivalen JP Morgan und Goldman Sachs gelegen hatte.

Staley hatte kürzlich einen Vertrauensbeweis für seine Investmentbankstrategie erhalten: Der US-Hedgefonds Tiger Global investierte eine Milliarde Dollar. Doch noch ist es zu früh, die Wende auszurufen. Die Eigenkapitalrendite der Investmentbank ist noch weit vom Zehn-Prozent-Ziel entfernt.

Im Unterschied zur Deutschen Bank hat Barclays jedoch zwei Gewinnbringer, die das schwache Investmentbanking mehr als ausgleichen: Das britische Privatkundengeschäft und das Geschäft mit US-Kreditkarten erzielen beide eine zweistellige Eigenkapitalrendite.

Die Anleger ließen sich von dem Nettoverlust denn auch nicht beeindrucken. Sie freuten sich vor allem über Staleys Ankündigung, die vor zwei Jahren halbierte Dividende wieder auf die alte Höhe von 6,5 Pence pro Aktie zu bringen. Auch stellte Staley Aktienrückkäufe in Aussicht, wenn die Kapitaldecke es erlaube. Die Kernkapitalquote stieg von 12,4 auf 13,3 Prozent. Das ist ein solider Wert.

Auch erwarten Analysten, dass mit der abgeschlossenen Restrukturierung künftig weniger Kosten anfallen. Die Anleger achteten verstärkt auf die „attraktive Bewertung“ von Barclays und die besseren Renditeaussichten, urteilt der UBS-Bankenanalyst Jason Napier.

Drei Probleme hat Barclays noch nicht gelöst

Einige schwerwiegende Altlasten aber gibt es weiterhin:

Erstens wird jederzeit mit einer Entscheidung der britischen Finanzaufsicht FCA zur Whistleblower-Affäre gerechnet. Staley hatte regelwidrig eine Suche nach einem Whistleblower in der Bank angeordnet, dafür könnte er von den Aufsehern zum Rücktritt gezwungen werden.

Zweitens droht der Gruppe obendrein der Entzug der Banklizenz: Das britische Serious Fraud Office (SFO) hat kürzlich zum zweiten Mal Anklage wegen eines umstrittenen Finanzierungsdeals erhoben. In der Finanzkrise 2008 hatte Barclays eine Rettung durch den Staat vermieden, indem sie sich Geld bei Investoren aus Katar und Abu Dhabi besorgt hatte. Zugleich hatte die Bank jedoch der Regierung von Katar einen Milliardenkredit gewährt. Ein solches Gegengeschäft ist verboten. Der Prozess beginnt jedoch erst 2019. Und es gilt als unwahrscheinlich, dass der zweitgrößten Bank des Landes die Lizenz entzogen wird, weil dann die Finanzstabilität gefährdet wäre.

Drittens schließlich könnte Barclays vom US-Justizministerium mit einer Milliardenstrafe wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte in der Krise belegt werden.