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Porsche will mit dem Elektro-Sportwagen „Mission E“ bei der Digitalisierung des Autos ganz vorne mitmischen. Ein Blick hinter die Kulissen.

Es wird für Porsche nicht einfach, den Mythos der Sportwagenmarke auch in die digitale Welt zu übertragen. Im kommenden Jahr bringen die Zuffenhausener mit dem „Mission E“ ihren ersten Elektro-Renner auf den Markt. Viele der digitalen Spielereien wird für den Mission E noch bis dahin perfektioniert.

Porsche unternimmt erhebliche Anstrengungen für die Digitalisierung . „Wir werden unser IT-Budget um 150 Millionen Euro auf 450 Millionen Euro im Jahr deutlich aufstocken“, sagt Finanzchef Lutz Meschke, der auch die IT unter seinen Fittichen hat. Erst vergangenen Monat hatte der Autobauer erklärt, dass die Investitionen in die gesamte E-Mobilität in den kommenden fünf Jahren von drei auf sechs Milliarden Euro verdoppelt werden.

Porsche macht bei der Elektrifizierung gewaltig Dampf, auch weil im Zuge des VW-Abgasskandals dem Diesel als Antrieb keine große Zukunft mehr eingeräumt wird. Vielmehr lassen sich mit Benzin-Elektro-Hybridmotoren relativ schnell die CO2-Grenzwerte auch bei den großen schweren SUV einhalten, ohne dabei das Problem der giftigen Stickoxyde des Diesel zu haben. Porsche hat ohnehin einen relativ geringen Dieselanteil.

Wohin die digitale Reise schon heute geht und vor allem mit welcher Geschwindigkeit, dazu hat Porsche jetzt Einblick gewährt. Binnen weniger Monate gelang es dem Sportwagenhersteller mit Hilfe des Berliner Start-ups Xain als erstem, einen Porsche Panamera mit der digitalen Sicherheitstechnologie Blockchain zu bestücken. Die dezentrale Speichertechnologie, die vor allem bislang in der Finanzwelt eine Rolle spielt, findet im Auto neue Anwendungen.

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Künftig soll das Smartphone den Autoschlüssel ersetzen. Das allein ist nicht neu. „Mit Blockchain wird das sensible Thema Zugang zum Fahrzeug sicherer“, sagt Porsche-Entwicklungsingenieur und Vernetzungsspezialist Oliver Döring. So könne auf diese Art die Zugangsberechtigung ohne Sicherheitsrisiken an einen anderen Smartphone-Nutzer übertragen werden. Oder der Besitzer könnte einem Paketboten zeitlich beschränkt der Standort des Fahrzeugs übermitteln und Zugang zum Kofferraum gewähren, damit er ein Paket dort ablegen kann. Per App kann man dann genau verfolgen, wann der Kofferraum geöffnet wurde.

Bei der Blockchain braucht es keinen zentralen Rechner, deshalb geht die Berechtigungsprüfung sechsmal schneller als bei heute üblicher Technologie. Wann das serienreif wird, ist offen. „Damit ein Auto zum Teil eines Blockchain-Rechnernetzwerkes werden kann, muss der Algorithmus angepasst werden“, sagte der Xain-Mitgründer Felix Hahmann in Stuttgart.

„Es überrascht etwas, wie lange die Bedeutung von Blockchain für das Auto nicht in ihrer Dimension erkannt wurde“, wundert sich Porsche-Finanzchef Meschke. Die Anwendungsmöglichkeiten seien vielfach. „Wir haben erst den Anfang gemacht“.

Die Blockchain soll auch die für das Autonome Fahren unverzichtbare Kommunikation der Fahrzeuge untereinander verlässlich und vor allem sicher vor Hackern machen. Und Meschke sieht noch einen wichtigen Vorteil: Der Autobesitzer bleibe mit der Blockchain Herr über die Daten und kann bestimmen, wer seine Daten nutzen darf. Auch Bosch-Chef Volkmar Denner sah kürzlich darin eine wesentliche Voraussetzung, „um Vorbehalte der Autofahrer gegenüber Vernetzung von Fahrzeugen abzubauen“.

„Die Autos der Zukunft werden eine komplett neue Elektronikstruktur erhalten“, kündigt Meschke an. Die soll bis spätestens 2020 entwickelt werden. Den Zuffenhausenern schwebt vor, dass die Kunden dann Zusatzleistungen und Features schon im Auto haben, die dann auf Wunsch gegen Bezahlung erst freigeschaltet werden. Das könnte etwa eine straffere Fahrwerksabstimmung sein, wenn der Porschefahrer sich mal am Wochenende auf dem Nürburgring austoben will.

Der Fahrer soll dann auch ein Tutorial herunterladen können, bei dem ihn ein Profirennfahrer digital an die Hand nimm, Bremspunkte und Beschleunigung mit ihm trainiert. „Wir leben heute schon in der Welt der Science Fiction“, sagt Christian Knörle, der bei Porsche das Innovationsmanagement leitet.


„Klang-Detektiv“ an der Kaffeemaschine getestet

Beim Thema Künstliche Intelligenz geht Porsche auch in der Produktion ungewöhnliche Wege. Die Berliner Spezialisten arbeiten beispielsweise an einem „Klang-Detektiv“. Das System analysiert anhand von Geräuschen den Zustand einer Maschine. Vorteil des akustischen Systems: Es müssen keine zusätzlichen Sensoren eingebaut werden.

„Getestet haben wir das erst einmal an unserer Kaffeemaschine“, sagte Matthias auf der Mauer vom Porsche Digitallab. 200 verschiedene Geräuschmuster erzeugt so ein Gerät bei der Produktion elf verschiedener Kaffeevarianten.

Der Klang-Detektiv soll zunächst in einer einfachen Anwendung zur vorausschauenden Instandhaltung zum Zuge kommen. In der Produktion müssen Steckverbindungen mit einem Klick einrasten. Dann ist die Verbindung so geschlossen, dass sie sich später durch Vibrationen im Fahrzeug nicht mehr lösen können. Dieses Geräusch erfasst das Gerät und kann ein Signal beispielsweise einen grünen Haken an die Smartwatch des Bandarbeiters melden.

Auch im Vertrieb hält die Digitalisierung immer schneller Einzug. Vor einem Jahr ging die Online-Kundenplattform „My Porsche“ an den Start. „Alle zwei Wochen gibt es ein Update“, betonte Vertriebsvorstand Detlev von Platen. Der Kunde bekäme künftig eine Kennung einzige und habe weltweiten Service.

Beispielseise testet Porsche in Atlanta eine Flatrate für 3000 Dollar monatlich. Dabei können die Porsche-Kunden frei die Modelle wählen: Einen 911er für den Samstagabend oder den geräumigen Cayenne, wenn es mit der Familie in den Urlaub geht. „Wir müssen solche Geschäftsmodelle ausprobieren“, sagt Vertriebsvorstand von Platen.

Noch ist nicht ganz klar, ob sich so etwas für Porsche rechnet. Aber eines ist schon jetzt nach drei Monaten Testphase klar. Die Kunden sind mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren rund zehn Jahre jünger als der typische Porsche-Käufer. „Vielleicht noch wichtiger für uns. Es sind in der Mehrzahl Neukunden“, sagt von Platen.

Für den Verkauf der Fahrzeuge will Porsche intensiv virtuelle Realität einsetzen. So können potenzielle Käufer des Mission E, des ersten rein elektrisch betriebenen Sportwagens, sich schon heute multidimensional einen Eindruck von dem Fahrzeug verschaffen. „Wir wollen hier schon frühzeitig für eine Kundenbindung sorgen“, sagte Deniz Keskin, der Leiter der Porsche Kommunikationsstrategie. Mit der VR-Brille auf der Nase läuft man um ein Mission-E-Modell herum und kann schon mal virtuell unter die Haube schauen.