Tech-Konzern : Börse erschreckt: Der Netflix-Aktienkurs fällt um 15 Prozent
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Die Netflix-Bilanz enttäuschte die Anleger. Bild: Reuters
Der amerikanische Online-Videodienst Netflix hat weniger neue Abonnenten hinzugewonnen als gedacht. Es gibt einen Grund, warum die Anleger so deutlich darauf reagieren.
Der Online-Videodienst Netflix hat weniger neue Abonnenten hinzugewonnen als gedacht. Und auch der Umsatz und Geschäftsausblick blieben hinter den Erwartungen zurück, die professionelle Marktbeobachter zuvor für das zweite Quartal gehegt hatten, wie aus dem am Montag nach Börsenschluss veröffentlichten Geschäftsbericht des Unternehmens aus dem kalifornischen Los Gatos hervorgeht. Die Quittung der Anleger folgte unmittelbar: Im nachbörslichen amerikanischen Börsenhandel fiel der Aktienkurs zeitweise um mehr als 14 Prozent.
„Wir hatten ein starkes, aber kein herausragendes Quartal“, räumte Netflix ein und gab zu, sich bei seinen Vorhersagen verkalkuliert zu haben. Vor allem die Abonnentenzahlen überzeugten nicht. Im Heimatmarkt Amerika kamen von April bis Juni nach Unternehmensangaben 670.000 neue Nutzer hinzu, international 4,47 Millionen. Analysten und auch Netflix selbst hatten mit deutlich mehr gerechnet. Zur Jahresmitte brachte es der Streaming-Riese insgesamt auf gut 130 Millionen Nutzer.
Der Ausblick auf das laufende Vierteljahr kam ebenfalls nicht gut an: Netflix, das sich mit Serienhits wie „House of Cards“ einen Namen machte und derzeit etwa in Indien große Expansionspläne verfolgt, geht von fünf Millionen neuen Nutzern aus. Die Prognosen der Analysten hatten bei 6,3 Millionen gelegen. Im abgelaufenen Quartal schoss der Umsatz im Jahresvergleich um 40 Prozent auf 3,9 Milliarden Dollar in die Höhe, blieb aber ebenfalls unter den Erwartungen.
Ein Schwergewicht der Unterhaltungswelt
Obwohl der Gewinn in den drei Monaten bis Ende Juni verglichen mit dem Vorjahr von 65,6 Millionen auf 384,3 Millionen Dollar (328,0 Mio Euro) wuchs, war die Enttäuschung an der Wall Street groß. Allerdings zählte Netflix zuvor auch lange zu den Überfliegern an der Börse – seit Jahresbeginn hatte sich der Aktienkurs schon mehr als verdoppelt. Einige Experten hielten eine Korrektur deshalb schon länger für unausweichlich. Nach einer starken Kursrally neigen Anleger dazu, bei Anzeichen einer möglichen Trendwende Gewinne mitzunehmen.
Netflix hat sich in wenigen Jahren vom Streaming-Pionier zu einem Schwergewicht der Unterhaltungswelt entwickelt, das Hollywoods Filmindustrie und die klassischen Kabelanbieter gleichermaßen in Aufruhr versetzt. Nicht zuletzt weil sich Platzhirsche wie Disney und Comcast , aber auch Branchen-Quereinsteiger wie der Mobilfunkriese AT&T mit Zukäufen für die Ära des Online-Fernsehens rüsten wollen, läuft das Übernahmekarussell in den Vereinigten Staaten derzeit auf Hochtouren.
Streaming-Marktführer Netflix versucht indes, die Konkurrenz mit immensen Investitionen auf Abstand zu halten. Netflix ist mit Produktionen wie „House of Cards" und „Orange is the new black" bekanntgeworden. Inzwischen hat das Unternehmen Dutzende Serien entwickelt und fügt kontinuierlich Neues hinzu.
Allein im laufenden Jahr will Netflix acht Milliarden Dollar in Fernsehserien und Filme investieren. Auch die Nachzügler auf dem Markt wie Amazon und Apple produzieren längst eigene Formate. Die exklusiven Inhalte binden Kunden und lassen sich später noch lizenzieren Netflix rechnet mit verschärftem Wettbewerb, betonte aber gegenüber Aktionären, dass der Markt „genug Platz für mehrere Parteien“ biete.