Devisen

Wie der Schweizer Franken zum „unfreiwilligen Opfer“ der Türkei-Krise wurde

Wieso wurde der Schweizer Franken zum „Opfer“, wo er doch in den letzten Tagen gut gestiegen ist? Das möchten wir an dieser Stelle ansprechen. Aber von Anfang an bitte. Letzte Woche verstärkte sich die Krise um die türkische Lira immer mehr. Sie wertete immer weiter ab. Somit wurde und wird die Wahrscheinlichkeit immer größer, dass türkische Kreditnehmer (vor allem Unternehmen) Probleme haben werden in US-Dollar lautende Kredite zurückzuzahlen.

Das wiederum brachte viele europäische Bankaktien seit letztem Freitag ins Wanken. Denn vor allem spanische und französische Banken sind mit nennenswerten Kreditvolumen in der Türkei aktiv. Diese plötzliche Unsicherheit über den europäischen Bankensektor wurde am Devisenmarkt in Windeseile zum Unsicherheitsfaktor für den kompletten Euro, wie auch diverse Schwellenländer-Währungen.

Der große sichere Fluchthafen für den globalen Devisenmarkt war der US-Dollar. Der zweite kleinere Fluchthafen war und ist… richtig, sie erahnen es, der Schweizer Franken. Wenn die Schweiz kein sicherer Hafen für Geld ist, welches Land dann? Und so stieg in den letzten Tagen auch der Schweizer Franken kräftig an. Damit wurde er wie gesagt unfreiwilliges Opfer der Türkei-Krise. Denn die Schweizerische Nationalbank tut seit Jahren alles dafür den Schweizer Franken abzuwerten.

Man hat schon diverse Maßnahmen versucht, und war auch schon fast wieder an der alten Zielmarke angelangt (1,20 Franken für einen Euro). Das war im April und Mai der Fall. Vereinfacht gesagt ging es seitdem bis Ende Juli im EURCHF runter auf 1,16 (Franken-Aufwertung). Mit der jüngsten Flucht in den Schweizer Franken fiel EURCHF seit letztem Donnerstag von 1,1530 auf aktuell 1,1295. Der Kurs droht aktuell sogar unter das gestrige Tief von 1,1286 zu fallen.

Somit wertet der Schweizer Franken immer weiter auf – das ist genau das Gegenteil von dem, was die Schweizerische Nationalbank sehen will. Wirklich mit allen Maßnahmen (Wechselkurs-Einfrierung, Intervention am freien Markt, Negativzinsen von -0,75%) hat man schon versucht den Franken schwächer zu machen. Aber aktuell ist der globale Devisenmarkt stärker, der sich lieber von vermeintlich unsicheren in die vermeintlich sicheren Währungen flüchtet.

Und wie geht es weiter? Man darf vermuten, dass die aktuelle Angst um die europäischen Banken ein Stück weit übertrieben ist. Daher könnte sich auch der Run auf den Schweizer Franken wieder abschwächen, und EURCHF wieder steigen? Aber genau das hatte man in den letzten zwei Monaten auch schon gedacht – und der Franken war dennoch nicht in der Lage abzuwerten. Aktuell scheint das Momentum bei den Franken-Bullen zu liegen (in den Charts fallender Euro vs Franken).

Euro vs Schweizer Franken seit dem 3. August
Euro vs Schweizer Franken seit dem 3. August.

Euro vs Schweizer Franken seit Dezember 2017
Euro vs Schweizer Franken seit Dezember 2017.



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