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Entwicklung der Weltwirtschaft: Ein delikater Moment




24.05.19 10:50
fairesearch

Frankfurt (www.aktiencheck.de) - Aufgrund der aktuellen geopolitischen Entwicklung hat der IWF seine Prognosen für die Weltwirtschaft spürbar gesenkt, so Dr. Eberhardt Unger von "fairesearch".

Das Welt-BIP werde sich von +3,6% in 2018 auf +3,3% in 2019 verringern und 2020 wieder um +3,6% steigen. Die Vorhersagen für 2019 und 2020 seien nun um 0,4 Prozentpunkte bzw. 0,1 Prozentpunkte niedriger. Die Prognosen würden eine Verlangsamung in der 1. Hälfte 2019 und dann wieder eine Beschleunigung zeigen.

Der vorhergesehene Anstieg setze auf eine Konjunkturstimulierung in China, eine Verbesserung der globalen Finanzmärkte, ein Abbau von Handelshemmnissen und eine graduelle Stabilisierung in Entwicklungsländern, inklusive Argentinien und Türkei. In den USA dagegen dürfte die fiskalpolitische Stimulierung allmählich abflauen. Die Weltwirtschaft befinde sich damit in einem delikaten Moment, der Hoffnung auf eine Besserung.

Warum aber unterlägen dann die internationalen Börsen in den letzten Wochen und Monaten so heftigen Stimmungsschwankungen? Wenn die Weltkonjunktur nach der vorübergehenden Abschwächung schon in wenigen Monaten wieder Fahrt aufnehme, dann müssten sich doch die üblicherweise weit vorausblickenden Märkte schon wieder auf eine bessere Zukunft einstellen. Von den IWF-Prognosen zeige aber die Erfahrung, dass sie meistens einen zu optimistischen Ausblick aufzeichnen würden, der immer wieder nach unten korrigiert werden müsse. Dieser Optimismus sei in den Veröffentlichungen vielleicht auch gewollt, denn wer wolle schon eine pessimistische Prognose vom IWF? Diesen Eindruck gewinne man auch aus den Aussagen mancher Politiker, die erst Drohungen gegen andere Länder aussprächen, dann aber eine kurz bevorstehende Einigung ankündigen würden. Entsprechend beeinflusse dies wechselseitig die Stimmung an den Börsen.

Eigentlicher Hintergrund für die politischen Spannungen und die sich aufbauenden Handelshemmnisse sei der Außenhandel der USA, die wachsenden Defizite in der US-Leistungsbilanz und die zunehmenden Ungleichgewichte in den internationalen Währungsreserven. Der amerikanische Außenhandel verzeichne monatlich ein Defizit von ca. USD 50 Mrd. im Handel mit Gütern und Leistungen (so im März 2019). Dies führe zu einem chronischen Leistungsbilanzdefizit der USA von ca. USD 500 Mrd. im Jahr. Um diesen Betrag wachse die amerikanische Verschuldung im Ausland. Die Investmentposition der USA zeige netto eine Verschuldung von USD 8 Billionen gegenüber dem Ausland. Zunehmende Tendenz.

Das größte Defizit im Außenhandel entstehe den USA im Handel mit China. Entsprechend steige die Verschuldung der USA gegenüber der Volksrepublik und würden sich die chinesischen Währungsreserven erhöhen. Sie seien im vergangenen Jahr um gut USD 500 Mrd. gestiegen und hätten einen Rekordwert von USD 3,8 Billionen erreicht. Der größte Teil davon seien US-Treasuries in Höhe von rund USD 1,6 Billionen. Damit würden sich die USA immer mehr in die Abhängigkeit der Regierung in Peking begeben. Ein Verkauf dieser Treasuries würde die Wall Street in ein Chaos stürzen.

Aber auch China leide unter dieser Konstellation und suche einen Ausweg. Die Importzölle von Präsident Trump durch entsprechende Gegenmaßnahmen zu beantworten, habe bisher keinen Erfolg bei den Ungleichgewichten gebracht. Doch ständig neue Treasuries zu kaufen, sei für China auch keine attraktive Alternative. Stattdessen kaufe die People's Bank of China jetzt schon den 5. Monat in Folge Gold. Im März seien 480.000 oz. dazu gekauft worden, sodass die Zentralbank jetzt schon USD 78,3 Mrd. Gold in ihren Währungsreserven halte. Die letzten fünf Monate seien nach einer 25 Monate langen Kaufpause erfolgt.

Die neuerliche Eskalation zwischen USA und Iran bringe neue Turbulenzen. Die drohende Verunsicherung der 21 Meilen breiten Straße von Hormuz könnte durchaus den Ölpreis wieder in Richtung 100 d/b treiben, die weltweiten Inflationsraten und damit den Goldpreis steigern und die Expansion der Weltwirtschaft weiter dämpfen. Die Notenbanken mit ihrer ultra-expansiven Geldpolitik aber hätten ihr Pulver schon weitgehend verschossen.

Neue Importzölle und Gegenmaßnahmen seien kein Null-Summen-Spiel. Die Weltwirtschaft befinde sich in einer delikaten Situation. (Ausgabe vom 22.05.2019) (24.05.2019/ac/a/m)







 
 
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