Handelsplatz für Bitcoin & Co. : Regulierter Krypto-Handel
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Eine symbolische Bitcoin-Münze auf einem Computerchip Bild: Reuters
Kryptowährungen gelten als die Zukunft des Geldwesens. Langsam nähern sich beide an. Die Börse Stuttgart schafft jetzt als erste deutsche Börse einen regulierten Handelsplatz - aber keine Börse.
Marktplätze zum Kauf und Verkauf von Kryptowährungen gibt es viele. Aber in Deutschland gab es bislang noch keinen regulierten Handelsplatz für digitale Vermögenswerte, an dem die Orders von Anlegern direkt und nach festen Regeln gegeneinander ausgeführt werden. Hier prescht nun Stuttgart vor und schafft die Handelsplattform Bsdex, die Anfang Oktober an den Start gehen soll. „Es ist ein multilateraler Handelsplatz, über den eine Vielzahl von Handelsteilnehmern Kryptoassets kaufen oder verkaufen können“, sagt Dirk Sturz, Geschäftsführer der technischen Betreibergesellschaft „Börse Stuttgart Digital Exchange GmbH“.
Das Wort Börse vermeidet er im Zusammenhang mit dem Handel von Digitalwährungen. „Wir sind keine Börse. Dieser Begriff ist vom deutschen Recht klar definiert im Hinblick auf den Handel mit verschiedenen Arten von Wertpapieren wie Aktien, Anleihen oder ETFs.“ Kryptowährungen seien eine neue Anlageklasse. Bislang gebe es eigentlich nur Handelsplätze, an denen viele unterschiedliche Unternehmen in verschiedenen Ländern mitwirkten. Bei Bsdex spiele sich alles in Deutschland ab. Außerdem sei der Handelsplatz unter dem Dach der Gruppe Börse Stuttgart und unterstehe der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).
Aktuell gibt es mehr als 2800 Cyberdevisen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 266 Milliarden Dollar, die bekannteste ist Bitcoin. Mit dem Bitcoin-Handel soll in Stuttgart gestartet werden, weitere Cyberwährungen sollen schrittweise dazukommen. Die Bafin hat in der Vergangenheit mehrfach vor der Anlage in Kryptowährungen gewarnt, da dies zum Totalverlust führen könne. Finanzexperte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Stuttgart warnt ebenfalls davor, bei der Geldanlage auf Bitcoin & Co. zu setzen. „Wer Geld in Kryptowährungen investiert, muss darauf vertrauen, dass die Währungen auch in Zukunft noch gefragt sind. Sie verfügen, anders als etwa Gold, weder über einen materiellen Wert noch über eine historische Preisentwicklung, die Anhaltspunkte für Risiken und Renditen liefern könnte.“ Angesichts der stetig wachsenden Anzahl verschiedener Kryptowährungen sei die Gefahr einer Blasenbildung und irrationalen Übertreibung der Preisentwicklung groß.
Peter Großkopf, der technische Geschäftsführer der Börse Stuttgart Digital Exchange GmbH, sagt: „Zunächst richtet sich das Angebot an den Privatanleger. Wir wollen aber auch Finanzinstitute für den Handelsplatz gewinnen. Erste Gespräche mit Banken gibt es schon.“ Durch die Gruppe Börse Stuttgart im Hintergrund dürfte es diesen leichter fallen, sich an den Handelsplatz anzubinden, weil dieser die Anforderungen an Stabilität und Zuverlässigkeit erfülle. Geschäftsführerkollege Sturz verweist zugleich darauf, dass die Marktüberwachung überwachen werde, dass die Regeln eingehalten werden, obwohl eine Marktüberwachung für das Angebot eines multilateralen Handelsplatzes eigentlich nicht vorgeschrieben sei.
Die Transaktionsgebühren sollen je nach Ordertyp 0,2 oder 0,35 Prozent des Volumens betragen. Die Börse Stuttgart GmbH hält an der technischen Betreibergesellschaft 70 Prozent der Anteile, die Axel Springer SE 20 Prozent und das Finanzportal Finanzen.net weitere 10 Prozent. Seit Januar bietet die Börse Stuttgart schon die App Bison für den Handel mit Digitalwährungen an, diese wird von der Tochter Euwax betrieben und hat laut deren Angaben mittlerweile schon 50.000 aktive Nutzer.