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Argentinien: Die neue Regierung bereitet Restrukturierung vor




16.01.20 10:00
DekaBank

Frankfurt (www.aktiencheck.de) - Die neue Regierung des Peronisten Alberto Fernandez wurde am 10. Dezember vereidigt, so die Analysten der DekaBank.

Als Wirtschafts- und Finanzminister sei Martin Guzman ernannt worden, ein Volkswirt mit ausschließlich akademischer Laufbahn. Dies sei überraschend gewesen, weil Guzman über weniger als notwendig erachtete Politikerfahrung verfüge. In seiner Laufbahn habe sich Guzman aber vermehrt mit Restrukturierungen von staatlichen Emittenten befasst, was sich angesichts der angestrebten Schuldenrestrukturierung als hilfreich erweisen könne. Die Zusammensetzung des sonstigen Kabinetts sei weniger überraschend gewesen und deute auf eine linksgerichtete Politik hin.

Die ersten Entscheidungen nach der Amtseinführung von Fernandez hätten denn auch wenig Überraschendes gebracht: Die neue Regierung habe die Verschärfung der Kapitalverkehrskontrollen angekündigt, die bereits Ex-Präsident Macri eingeführt habe. Zudem habe die neue Regierung die Exportsteuer angehoben und eine Zusatzsteuer für den Erwerb von US-Dollar oder im Ausland getätigte Käufe eingeführt. Am 19. Dezember habe die Regierung zudem die einseitige Laufzeitverlängerung für lokalen Anleihen angekündigt.

Wirtschaftsminister Guzman habe außerdem Umschuldungsgespräche für eine baldige Restrukturierung angekündigt. Nach Angaben der argentinischen Presse werde eine Restrukturierung der Auslandsschulden bereits im ersten Quartal angestrebt, was aus Sicht der Analysten sehr ehrgeizig sei. Mit den erhofften Zusatzeinnahmen aus den verschiedenen Maßnahmen wolle die Regierung neue Sozialausgaben finanzieren. So habe sie unter anderem im Dezember einen Bonus für Rentner ausgezahlt. Die neue Regierung versuche, weitere wachstumsfordernde Maßnahmen einzuführen. So habe zum Beispiel die Zentralbank die Geldpolitik bereits mehrfach gelockert.

Allerdings versuche die Regierung, die Inflationsrate trotz der fiskalischen und geldpolitischen Lockerung zu senken. Dafür setze sie unorthodoxe Maßnahmen ein. Zum Beispiel habe sie die Preise für die Versorger für ein halbes Jahr eingefroren. Diese Maßnahme könne bestenfalls kurzfristig helfen. Allerdings werde die Regierung diese Zeit nutzen, um ein neues Modell für faire Versorgungspreisen auszuarbeiten. Die Entwicklung der Währungsreserven habe sich seit der Verschärfung der Kapitalverkehrskontrollen stabilisiert. Die Regierung sei zudem bemüht, den offiziellen Wechselkurs stabil zu halten.

Die neue Regierung unter Präsident Fernandez habe bereits eine Kostprobe einer interventionistischen Politik gegeben. Allerdings habe sich das Kabinett hinsichtlich der Fiskalpolitik etwas moderater gezeigt als ursprünglich erwartet. So versuche der Wirtschafts- und Finanzminister Martin Guzman, die Zusatzausgaben mit einer Ausweitung der Einnahmen auszugleichen. Allerdings habe die neue Regierung bisher keine Budgetziele bekannt gegeben.

Der wirtschaftliche Ausblick werde durch die anhaltende Unsicherheit eingetrübt. Erst nach der angestrebten Restrukturierung dürfte es mehr Klarheit für die Politik geben, erst dann dürften lokale Unternehmen Investitionspläne umsetzen. Problematisch bleibe die Inflationsdynamik aufgrund der deutlichen Abschwächung der Währung und der Inflationsindexierung von Löhnen und Renten.

Die Ratingagenturen würden die Bonität des Landes mit Caa2 (Moody’s), CCC- (S&P) und CC (Fitch) als sehr schwach bewerten. Der mittelfristige Ausblick für die Bonität hänge vom Ergebnis der Verhandlungen mit den Investoren über die von der Regierung angestrebte Restrukturierung der Schulden. Die Regierung wolle den Internationalen Währungsfonds in diese Restrukturierung einbeziehen. Vom Ergebnis der Umschuldung hänge auch die zukünftige Zusammenarbeit mit dem IWF ab, der aktuell die Zahlungen an Argentinien eingestellt habe. (Analyse vom 14.01.2020) (16.01.2020/ac/a/m)







 
 
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