Ni Hao, Kasachstan Chinas Bitcoin-Mining-Industrie beginnt den Exodus

Die Bitcoin-Mining-Industrie ist im Aufruhr, seit in China massenweise Mining-Anlagen vom Netz genommen werden. Nun verlagern immer mehr Miner ihr Geschäft ins Ausland.

Christopher Klee
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Bitcoin Mining Kasachstan

Beitragsbild: Shutterstock

Chinesische Bitcoin Miner müssen gegenüber ihrem Heimatland ambivalente Gefühle hegen: Einerseits bietet das Reich der Mitte äußerst günstige Preise für Strom, der verstärkt auch aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Andererseits ist die häufig miserable CO2-Bilanz von chinesischen Mining-Farmen der Zentralregierung ein Dorn im Auge. Dass die Zentralbank PBoC jüngst den Geldinstituten des Landes untersagt hat, Geschäfte mit Unternehmen aus dem Krypto-Sektor zu machen, hat die Lage der Bitcoin-Schürfer:innen zusätzlich verschürft, pardon, verschärft.

Die zunehmende Gängelung der Mining-Industrie in China hat sich in den letzten Wochen in einem vergleichsweise starken Rückgang der Bitcoin Hashrate niedergeschlagen.

Bitcoin Hash Rate
Bitcoin-Hashrate bis einschl. 22. Juni. Quelle: Blockchain.com

Der Krypto-Markt hat indessen gezeigt, dass er gegen sich gegen die Hiobsbotschaften Made in China zwar noch nicht ganz immunisiert hat, aber Schocks aus Fernost immer besser kompensiert. Zumindest legt das die rasche Erholung der Krypto-Kurse nach der massiven Kurskorrektur am 22. Juni nahe.

Bitcoin: Exodus der Mining-Industrie zeichnet sich ab

Während es noch verfrüht wäre, das Ende der chinesischen Dominanz im Bitcoin-Mining zu postulieren, häufen sich die Anzeichen, dass sich chinesische Miner verstärkt nach Alternativen Standorten umschauen. So locken unter anderem die USA von Texas bis Miami Miner mit günstigem (Atom-)Strom. Beim chinesischen Mining-Unternehmen BIT Mining hat der texanische Sirenengesang bereits angeschlagen. Vor einem Monat hat der Besitzer eines der größten Mining Pools (BTC.com) rund 25 Millionen USD in eine neue Mining-Anlage in Texas investiert.

China stellt Minern den Strom ab

Das in Shenzen ansässige Unternehmen schaut sich unterdessen auch in der unmittelbaren Nachbarschaft nach neuen Wirkungsstätten um. Am 21. Juni verkündete BIT Mining einen Groß-Export an Mining-Hardware nach Kasachstan. Konkret sollen bis zum ersten Juli 2.600 ASICs in den Staat am Kaspischen Meer geliefert werden. Insgesamt sollen die Mining-Geräte bis zu 102 Petahash pro Sekunde (PH/s) leisten können. Zum Vergleich: Zur Zeit des Schreibens beträgt die Gesamt-Hashrate im Bitcoin-Netzwerk rund 100.000 PH/s (oder 100 EH/s).

In den kommenden Quartalen sollen die Restbestände an Mining-Hardware in diverse Daten-Center in Übersee ausgelagert werden, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Darin äußert sich BIT Mining auch zu den Hintergründen für den plötzlichen Abzug. Danach wurde einer Tochtergesellschaft, die in Shenzen ein Daten-Center betreibt (sprich: Bitcoin mint) am 19. Juni der Strom abgestellt. Das geschah auf Anordnung des örtlichen Energieversorgers, der staatlich geführten State Grid Sichuan Ganzi Electric Power Co., Ltd. Ähnliches konnte man zuletzt auch in den Regionen Xinjiang, Yunnan und Qinghai beobachten.

Canaan wirft eigene Miner an

BIT Mining ist unterdessen nicht das einzige Mining-Unternehmen, das nach Zentralasien schielt. So hat der Mining-Hardware-Hersteller Canaan nicht nur angekündigt, seine ASICS künftig nicht nur zu verkaufen, sondern auch selbst zu betreiben. Und zwar – Überraschung – in Kasachstan.

Wir glauben, dass unser selbst betriebenes Bitcoin-Mining-Geschäft uns helfen wird, unsere finanzielle Leistung zu verbessern sowie unseren Geschäftsumfang und Kundenstamm zu erweitern. Da wir mehr Ressourcen aus der Branche in unseren Betrieb integrieren, glauben wir, dass dieses Geschäftssegment uns in die Lage versetzen wird, unseren Bestand an Mining-Maschinen zu revitalisieren, uns von der Bitcoin-Volatilität abzuschirmen und sicherzustellen, dass unser Bestand in Zeiten des Marktaufschwungs ausreichend ist,

heißt es in der Pressemitteilung zur Kasachstan-Expansion von Canaan. Kasachstan gehört bereits seit längerem zu den Top-Nationen im Bitcoin Mining. Laut Daten der University of Cambridge betrug Kasachstans Anteil an der Gesamt-Hash-Rate im April 2020 rund 6,17 Prozent. Damit belegte Kasachstan schon vor der aktuellen Anti-Mining-Kampagne Chinas den 4. Platz. Nur Russland (6,9 Prozent), die USA (7,24 Prozent) und – natürlich – China (65,08 Prozent) haben seinerzeit mehr geschürft.

Ein Blick auf die Strompreise gibt einen Hinweis darauf, warum der zentralasiatische Staat interessant für das Energie-intensive Mining-Business ist. Im Jahr 2020 zahlten Unternehmen in Kasachstan gerade einmal 0,03 USD auf die Kilowattstunde (kWh) – in China beinahe dreimal soviel. In Deutschland waren es indessen 0,23 USD pro kWh. Das geht aus Daten der Website globalpetrolprices hervor. Angesichts der jüngsten Entwicklungen ist davon auszugehen, dass Kasachstan seine prominente Rolle im Bitcoin Mining 2021 noch weiter ausbauen wird.

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