Commerzbank im Visier des Höllenhunds

(Bildquelle: Pressefoto Commerzbank AG)

Die Immobilien- und Finanzkrise liegt bereits 12 Jahre zurück und der deutsche Staat ist nach wie vor der größte Anteilseigner an der Commerzbank (WKN: CBK100 / ISIN: DE000CBK1001). In den vergangenen Jahren wurde immer mal wieder über einen Ausstieg der Bundesrepublik spekuliert, doch seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist das Thema wieder in den Hintergrund gerückt.

Nun kommt in die Debatte neuen Schwung, denn wie die Zeitung „Handelsblatt“ jetzt berichtete, hat offenbar der US-Finanzinvestor und Commerzbank-Minderheitsaktionär (Anteil 5 Prozent) Cerberus großes Interesse an den Staatsanteilen.

Cerberus erwägt offenbar Übernahme der Staatsanteile

Wie das Handelsblatt berichtete, könnte sich Cerberus eine Übernahme der staatlichen Beteiligung von 15,6 Prozent gut vorstellen, wie mehrere mit dem Thema vertraute Personen der Finanzzeitung erklärten. Demnach hat Cerberus-Deutschland-Chef David Knower in vertraulichen Gesprächsrunden seine Bereitschaft signalisiert, einen Kauf des Staatsanteils an der Commerzbank zu prüfen, für den Fall, dass die neue Bundesregierung zu einem Verkauf bereit wäre. Statements von der Commerzbank und Cerberus gibt es dazu aber bislang noch nicht.

Dem Handelsblatt zufolge halten Insider einen Verkauf des Commerzbank-Staatsanteils insbesondere für den Fall realistisch, wenn FDP-Chef Christian Lindner neuer Finanzminister werden sollte. Grund hierfür sei, dass sich die Liberalen bereits mehrfach für einen Rückzug des Bundes aus der Commerzbank ausgesprochen haben. Spekuliert wird, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Verkauf der Anteile im Falle einer Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP am größten sei.

Der Bund hat die Commerzbank in den Jahren 2008 und 2009 mit Staatshilfen von insgesamt 18,2 Mrd. Euro vor der Pleite gerettet. Einen Großteil der Kapitalhilfen hat Deutschlands zweitgrößte Privatbank inzwischen zurückgezahlt. Allerdings ist der Staat mit einem Anteil von 15 Prozent nach wie vor der größte Aktionär.

Laut einem Medienbericht hat der US-Finanzinvestor Cerberus offenbar Interesse daran, die Anteile des Bundes an der Commerzbank zu übernehmen. Ob es dazu wirklich kommt, ist äußerst fraglich, denn für den Staat würde der Verkauf der Commerzbank-Aktien ein riesiges Verlustgeschäft bedeuten. (Bildquelle: Pressefoto Commerzbank AG)

Verkauf würde hohen Verlust bedeuten

Ob der Bund seine Restanteile an Cerberus verkaufen wird, ist allerdings äußerst fraglich. Denn die Staatsbeteiligung, für welche die Bundesregierung damals rund 5 Mrd. Euro bezahlte, ist wegen des gesunkenen Commerzbank-Aktienkurses aktuell nur noch knapp über 1 Mrd. Euro Wert. Im Fall eines Verkaufs würde der Bund dementsprechend einen hohen Verlust einfahren.

Auch für den New Yorker Finanzinvestor Cerberus, der im Sommer 2017 bei der Commerzbank und einige Monate später bei der Deutschen Bank (WKN: 514000 / ISIN: DE0005140008) eingestiegen war, waren die beiden Investments bislang wenig erfolgreich. Für den Kurs der Commerzbank ging es seit Mitte 2017 um rund 40 Prozent nach unten.

Laut dem Handelsblatt soll die US-Investmentfirma, die nach dem dreiköpfigen Höllenhund aus der griechischen Mythologie benannt ist, den Kauf der Anteile an die Bedingung knüpfen, dass der Bund das Aktienpaket zum derzeitigen Kurs verkaufen will. Das würde aber für den Staat und damit auch für die deutschen Steuerzahler einen Riesenverlust bedeuten, weshalb ein Verkauf der Staatsanteile derzeit unrealistisch erscheint.

Commerzbank-Aktie wieder gefragt

Infolge des Handelsblatt-Berichts über die möglichen Avancen von Cerberus konnte die Commerzbank-Aktie am Freitagvormittag um zeitweise über 4 Prozent zulegen. Viele Anleger scheinen offenbar erfreut darüber zu sein, dass in das Thema endlich wieder Bewegung kommt. Vielleicht auch deshalb, weil dem Bund häufig ein unglückliches Händchen in Finanz-Investments nachgesagt wird.

Cerberus wird dagegen von vielen Anlegern mehr Kompetenz zugetraut. So drängte das Unternehmen in der Vergangenheit immer wieder auf mehr Effizienz und Kostensenkungen bei der Commerzbank. Ein künftiger, größerer Einfluss könnte sich deshalb positiv auf das Geldhaus auswirken, so vielleicht die Annahme dahinter.

Commerzbank im Dauerumbau

Die Commerzbank befindet sich bereits seit der Finanzkrise in einem Dauerumbau, der bislang noch nicht zum entscheidenden Erfolgsdurchbruch führen konnte. Während die Deutsche Bank in den vergangenen Monaten immer wieder mit starken Geschäftszahlen aufwarten konnte, schreibt die Commerzbank weiterhin hohe Verluste. Im ersten Halbjahr 2021 wurde ein Verlust von 363 Mio. Euro verbucht, nach einem Minus von 86 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum, was vor allem den hohen Umbaukosten geschuldet war.

Hier liegt das nächste Kursziel

An der Börse entpuppte sich die im MDAX notierte Aktie der Commerzbank als langfristiger Verlustbringer. Allerdings gibt es Anleger, die den Titel als aussichtsreichen Turnaround-Kandidaten handeln. Seit dem historischen Tief vom März 2020 bei 2,80 Euro konnte sich der Kurs (aktuell: 5,63 Euro) verdoppeln. Sollte hier als Nächstes der Ausbruch über das Juni-Hoch bei 6,87 Euro gelingen, würde sich das nächste Kursziel auf die 10er-Marke stellen.

Sorgt der Umbau für den Durchbruch?

Sollte es weitere Fortschritte beim Konzernumbau geben, wären perspektivisch auch noch wesentlich höhere Kurse möglich, vor allem dann, wenn sich die Profitabilität der Commerzbank entscheidend verbessert. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die Kosten in den kommenden Jahren massiv sinken. Bis 2024 sollen mindestens 10.000 Stellen gestrichen und das Filialnetz wesentlich ausgedünnt werden.

Außerdem soll das Geschäft mit vermögenden Privatkunden und Unternehmerkunden im Private und Wealth Management deutlich ausgebaut und die umfassende Digitalisierung der Bank eingeleitet werden.

Anleger, die auf eine Fortsetzung der jüngsten Aufholbewegung bei der Commerzbank-Aktie setzen möchten, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MA3JAW / ISIN: DE000MA3JAW2) gehebelt von Kursgewinnen profitieren. Skeptiker können dagegen zu passenden Short-Zertifikaten greifen (WKN: MA77ZV / ISIN: DE000MA77ZV1).

Bildquelle: Pressefoto Commerzbank AG