Einigung bei Bau-Tarifverhandlungen +++ Bayer AG und Curevac beenden Impfstoff-Partnerschaft – und weitere Wirtschaftsnachrichten

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Morgan-Stanley-Chef rüste sich für Zinserhöhungen

(Bloomberg) Morgan-Stanley-Chef James Gorman rüstet sich für Zinserhöhungen. Die Märkte sind darauf vorbereitet, davon ist er überzeugt.«Man muss ein wenig in diese Blase stechen», sagte Gorman am Donnerstag in einem Interview mit Bloomberg Television. «Das Geld ist im Moment ein bisschen zu günstig und zu verfügbar.»

Gorman verwies auf Lohnerhöhungen, Engpässe in den Lieferketten und steigende Rohstoffpreise, die die Inflation in die Höhe treiben. Nicht alles davon sei ein vorübergehendes Phänomen, was die Federal Reserve zwinge, etwas aggressiver vorzugehen, als es die Geldpolitiker derzeit prognostizieren, so Gorman.

Seine Kommentare unterstreichen die am Mittwoch von Goldman Sachs Group Inc. Präsident John Waldron geäusserten Bedenken, der ebenfalls die erhöhte Inflation nicht für temporär hält. Larry Fink, CEO von BlackRock Inc., erklärte in einem Interview mit CNBC, dass die Teuerung «definitiv nicht vorübergehend» sei, und Jamie Dimon, Chef von JPMorgan Chase & Co., befand, dass die Preisanstiege in den nächsten Quartalen wahrscheinlich nicht nachlassen werde.

Wann sollte die Fed also handeln? „Ich würde auf jeden Fall im ersten Quartal des nächsten Jahres damit beginnen«, sagte Gorman. «Sie haben eine Menge Spielraum, sich zu bewegen.» Die Zinssätze im nächsten Jahr zu erhöhen sei weder eine Krise noch unerwartet, sagte er. Hinweise auf eine Straffung der Geldpolitik werden in der Regel mit einem Rückgang der Vermögenspreise beantwortet. Der Chef von Morgan Stanley sagte jedoch, dass dies diesmal kein Grund zur Besorgnis sein sollte.

«Ich denke, der Markt hat verstanden, dass sich die Fed bewegen muss, nicht nur beim Tapering, sondern auch bei Zinserhöhungen», sagte er. «Und nebenbei bemerkt sind wir 10 Zinserhöhungen von dem entfernt, was als normal angesehen werden würde.»

Einigung bei Bau-Tarifverhandlungen in Deutschland

(dpa) Die rund 890 000 Beschäftigten der deutschen Bauwirtschaft bekommen künftig mehr Geld. Sie erhalten für die Monate Juli bis Oktober 2021 eine Corona-Prämie von 500 Euro im Westen und 220 Euro im Osten, wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie sowie der Zentralverband Deutsches Baugewerbe am frühen Freitagmorgen mitteilten. Das Tarifpaket sieht für die Beschäftigten zudem Lohnerhöhungen in drei Schritten vor. Darauf einigten sich die Tarifpartner im Bauhauptgewerbe nach fünf Verhandlungs- und zwei Schlichtungsrunden. Der vergangene Tarifvertrag war im Juni ausgelaufen.

So werden zum 1. November 2021 die Einkommen im Westen um 2 Prozent, im Osten um 3 Prozent angehoben, wie es weiter hiess. Am 1. April 2022 gibt es eine weitere Erhöhung um 2,2 Prozent (Ost: 2,8 Prozent) und am 1. April 2023 um weitere 2 Prozent (Ost: 2,7 Prozent). Zusätzlich erhalten die Beschäftigten im Westen Einmalzahlungen in Höhe von 400 Euro zum 1. April 2022 und 450 Euro zum 1. April 2023. Darüber hinaus wurde eine stufenweise Erhöhung der Ausbildungsvergütungen vereinbart. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 33 Monaten.

Zusätzlich wurde demnach in dem neuen Vertrag festgehalten, dass im Jahr 2026 eine 100-prozentige Angleichung der West- und Ost-Einkommen sowie der Ausbildungsvergütungen erreicht sein muss. Jeder Betrieb im Tarifgebiet Ost kann jedoch per Haustarifvertrag auch früher einen Ost-West-Angleich für seine Beschäftigten festlegen. Die Einigung sieht auch eine Entschädigung für die oftmals langen Anfahrtswege der Beschäftigten zu ihren Baustellen vor.

Die Bundestarifkommission der IG BAU muss in den nächsten Tagen endgültig über die Annahme des ausgehandelten Papiers entscheiden. Auch die Gremien der Arbeitgeberverbände müssen sich damit entsprechend befassen. Die erste Tarifrunde war im Mai.

Der IG-BAU-Vorsitzende Robert Feiger sagt: «Unsere Vorstellungen für eine gerechtere Entlohnung der Beschäftigten lagen durchaus höher, aber mit diesem Kompromiss können wir leben.» Mithilfe des Schlichters sei «in letzter Minute ein Streik» vorerst abgewendet worden. Nun sei der Weg frei für die immensen Aufgaben, die anstünden: Rund 400 000 Wohnungen müssten pro Jahr in Deutschland entstehen, die Auftragsbücher der Bauunternehmen seien voll.

Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Uwe Nostitz, sagte: «Wir hatten langwierige und schwierige Verhandlungen mit einer komplizierten und zum Teil auch neuen Materie.» Bauindustrie-Vizepräsidentin Jutta Beeke ergänzte: «Es ist uns gelungen, ein umfangreiches Paket zu verhandeln und zu einem Ergebnis zu bringen, welches mit einer langen Laufzeit für Planungssicherheit in den Unternehmen sorgen kann.»

Italiens neue Airline «Ita» startet

(dpa) Nach dem Ende für die italienische Traditionsairline Alitalia nimmt die neue Italia Trasporto Aereo (Ita) am Freitag ihren Betrieb auf. Um 6.20 Uhr solle die erste Ita-Maschine vom Mailänder Flughafen Linate in Richtung Bari abheben, teilte das Unternehmen mit. Die Airline in staatlicher Hand will nach eigenen Angaben am ersten Tag 191 Flüge durchführen. 24 davon seien national, 56 international. Von Rom aus würden auch Frankfurt und München angeflogen. «Born in 2021» (Geboren in 2021) - diesen «feierlichen» Schriftzug trage unter anderem eines der Flugzeuge, wie es von Ita hiess.

Die neue Airline plant, in diesem Jahr mit 52 Maschinen und einer Belegschaft von ungefähr 2800 Menschen zu operieren. Tickets gab es seit August auf einer provisorischen Internetseite zu kaufen. Das Unternehmen wolle sich auf Geschäfts- und Freizeitkunden fokussieren. In den kommenden Jahren soll die Flotte wachsen, so dass Ita 2025 mit 105 Maschinen fliegt und bis zu 5700 Menschen beschäftigt. An ihren Drehkreuzen Rom-Fiumicino und Mailand-Linate musste sie jedoch Teile der Start- und Landerechte der alten Alitalia abgeben.

Einige sehen den Start kritisch. Die Gewerkschaft Cub Trasporti will sich am Freitag am Hauptstadtflughafen Fiumicino zu einer Demonstration anlässlich des Ita-Starts versammeln, wie Cub-Sekretär Antonio Amoroso am Donnerstag vor der Auslandspresse in Rom erklärte. Der Plan des Unternehmens habe keine Perspektive. Es sei unklar, wie Ita die gekauften Flugzeuge ohne essenzielle Marktanteile einsetzen wolle. Die Gewerkschaft rechnet mit hohen wirtschaftlichen Verlusten in den kommenden beiden Jahren.

Der letzte Alitalia-Flug landete am späten Donnerstagabend nach Flughafen-Angaben um 23.23 Uhr in Rom. Die Airline steckte seit Jahren in der Krise. 2017 musste der Staat einspringen, als das Unternehmen insolvent wurde. Hunderte Millionen Euro an Hilfsgeldern konnten die als symbolisch für Italien geltende Airline nicht retten. Mit der EU wurden die Bedingungen für die Gründung der Ita vereinbart. Sie gilt als Nachfolgerin der Alitalia, ist der EU-Kommission zufolge jedoch nicht ihre wirtschaftliche Nachfolgerin.

Bayer AG und Curevac beenden Impfstoff-Partnerschaft

(Reuters) Die Bayer AG hat ihre Partnerschaft zur Herstellung von Impfstoffen mit Curevac beendet. Ein Sprecher von Bayer sagte der «Rheinischen Post» vom Freitag, man habe im gegenseitigen Einvernehmen beschlossen die Zusammenarbeit nicht fortzusetzen. Bayer hatte im Februar angekündigt, 160 Millionen Dosen des CureVac-Impfstoffes in seiner Fabrik in Wuppertal herzustellen. Curevac hatte Anfang der Woche mitgeteilt, das Unternehmen werde die Herstellung seines Covid-19 Vakzins der ersten Generation nicht weiterverfolgen und sich stattdessen in Zusammenarbeit mit dem britischen Konzern GlaxoSmithKline (GSK) auf die Entwicklung eines verbesserten RNA-Impfstoffes konzentrieren.

Anklage gegen Ex-Testpiloten von Boeing wegen 737-Max-Krise

(dpa) Der ehemalige Chef-Testpilot von Boeing ist wegen seiner Rolle bei der Krise um die problematische Software des Pannenflugzeugs 737 Max angeklagt worden. Ihm wird vorgeworfen, amerikanischen Behörden falsche und unvollständige Angaben zu der Software mit dem Namen MCAS gemacht zu haben, wie das amerikanische Justizministerium am Donnerstag mitteilte. Dadurch habe er die Arbeit der Luftfahrtbehörde FAA behindert. Die Software hatte bei zwei Abstürzen eine Rolle gespielt.

Die MCAS-Software ist eigentlich dazu gedacht, den Piloten der 737 Max dabei zu helfen, das Flugzeug in der richtigen Position zu halten. Wie sich jedoch herausstellte, konnte sie unter Umständen - im Gegenteil - das Flugzeug nach unten drücken. Bei den zwei Abstürzen kamen 346 Menschen ums Leben. Die 737 Max war während der Untersuchungen für 20 Monate mit Flugverboten belegt worden. Vom Ex-Chefpiloten oder seinen Anwälten lag zunächst keine Reaktion vor.

Schweizer Uhrenbranche ist deutlich zuversichtlicher

In der Schweizer Uhrenbranche wächst der Optimismus.

In der Schweizer Uhrenbranche wächst der Optimismus.

Arnd Wiegmann / Reuters

tsf. Die Schweizer Uhrenindustrie erholt sich. Nach dem schwierigen, von den Corona-Einschränkungen geprägten Jahr ziehen die Exporte wieder an – laut dem Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FH im ersten Halbjahr 2021 sogar um sieben Prozentpunkte gegenüber dem Vor-Pandemie-Niveau von 2019.

Die Branche zeigt sich denn auch zuversichtlich. Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte gehen 24% der befragten Führungskräfte davon aus, dass die Schweizer Uhrenindustrie bis Ende dieses Jahres das Umsatzniveau der Zeit vor der Pandemie erreichen wird, für 36% dauert die Erholung bis Ende 2022 und für ein Viertel der Befragten bis Ende 2023.

Die Bedeutung Chinas als Exportmarkt für Schweizer Uhren ist während der Pandemie noch deutlicher geworden. Während des ersten europäischen Lockdowns im Frühjahr 2020 hat sich der Anteil der Exporte nach China auf 22% mehr als verdoppelt. Seither sei der Anteil der Exporte nach China etwas zurückgegangen, sei aber im zweiten Quartal 2021 immer noch 4 Prozentpunkte höher gelegen als im zweiten Quartal 2019.

Als neuer Trend zeigen sich laut der Studie die Secondhand- oder Pre-owned-Luxusuhren. Fast jede dritte Person (32%) gebe an, dass sie sich vorstellen könne, in den nächsten zwölf Monaten ein solches Modell zu erwerben – das sei ein Anstieg von fast 50% gegenüber der letztjährigen Umfrage. Als Grund für den Kauf einer Secondhand-Luxusuhr geben die Konsumenten an, dass sie dies wegen des niedrigeren Preises (44%), der Möglichkeit, ein Auslaufmodell zu kaufen (31%), zu Investitionszwecken (26%) oder aus Gründen der Nachhaltigkeit (25%) tun. Der Trend ist bei jüngeren Kunden und Kundinnen noch stärker: 42% der Millennials und 34% der Generation Z gaben an, dass sie eine Luxusuhr aus zweiter Hand kaufen würden.

Viele der befragten Führungskräfte (67%) sehen in Pre-owned eine Chance, neuen Kunden ihre Marken näherzubringen oder den Luxusmarkt einer breiteren Bevölkerung zu öffnen. Fast zwei Drittel (65%) der Befragten haben bereits eine Strategie für den zertifizierten Pre-owned-Markt entwickelt.

Die Deloitte-Studie basiert auf einer Online-Befragung von 67 Führungskräften aus der Uhrenindustrie, die zwischen Mitte August und Anfang September 2021 durchgeführt wurde, sowie auf Interviews mit Branchenexperten. Ergänzt wurde sie durch eine Online-Umfrage unter 5558 Konsumenten in China, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Hongkong, Italien, Japan, der Schweiz, Singapur, den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Ikea erholt sich mit starkem Online-Wachstum von Corona-Schock

(dpa) Der Möbelkonzern Ikea hat sich mit starken Online-Verkäufen aus der Corona-Krise befreit. Der Umsatz kletterte im Finanzjahr 2021 (31. August) um 6,3% auf 37,4 Mrd. €, wie die Ikea-Einzelhandelsorganisation Ingka am Donnerstag berichtete. Der Online-Anteil sei in der Jahresfrist von 18 auf 30% gestiegen. «Ich bin wirklich stolz auf das vergangene Jahr», sagte der Ingka-Chef Jesper Brodin laut der Mitteilung. Man werde weiterhin in Innovation, Expansion, Erreichbarkeit und Nachhaltigkeit investieren. Im vorangegangenen Geschäftsjahr 2020 hatte Ikea wegen der Corona-Pandemie zwischendurch 75% der Möbelhäuser schliessen müssen und einen Umsatzrückgang verzeichnet.

Die Ingka-Group ist weltweit der mit Abstand grösste Betreiber von Ikea-Möbelhäusern, aber nicht der einzige. Sämtliche zwölf Franchise-Nehmer haben im Geschäftsjahr 2021 zusammen 41,9 Mrd. € umgesetzt, wie der Lizenzgeber Inter Ikea Systems bekanntgab.

Gewinnsprung für Morgan Stanley

(dpa) Die US-Bank Morgan Stanley hat unter anderem dank der Stärke im Investment Banking und der Vermögensverwaltung einen Gewinnsprung verbucht. Der Gewinn stieg um gut 36% auf 3,7 Mrd. $, wie das Geldhaus am Donnerstag mitteilte.

Die gesamten Einnahmen von Morgan Stanley stiegen um ein Viertel auf gut 14,7 Mrd. $. Dem Finanzkonzern spielte zuletzt der Boom bei Börsengängen, Fusionen und Übernahmen in die Karten, an dem Banken durch Gebühren gut verdienen. Allein im Investment Banking schossen die Einnahmen um gut zwei Drittel auf 2,85 Mrd. $ hoch. Morgan Stanley übertraf mit den Zahlen für das dritte Quartal die Erwartungen der Analytiker deutlich. Die Aktie legte im vorbörslichen Handel zeitweise um über 2% zu.

Ägypten und Europa wollen ihre Stromnetze mit Riesenkabel verbinden

(dpa) Ägypten, Griechenland und Zypern wollen eine wichtige Verbindung ihrer Elektrizitätsnetze mit einem knapp 1400 Kilometer langen Stromkabel auf dem Meeresboden des östlichen Mittelmeeres herstellen. Eine entsprechende Absichtserklärung haben die Energieminister Griechenlands und Ägyptens am Donnerstag in Athen unterzeichnet.

Wie die griechische Regierung weiter mitteilte, werde nach Fertigstellung des Kabels Strom aus Ägypten zunächst nach Zypern und danach nach Kreta und damit in die EU geleitet. Zypern soll am Freitag das gleiche Dokument unterzeichnen, berichtete der zypriotische staatliche Rundfunk.

Das Projekt sei bedeutsam sowohl für die Umwelt als auch für die Unabhängigkeit Europas von Energielieferungen aus Russland, sagten Energieexperten im Staatsrundfunk Griechenlands. Ägypten kann mit grossen Solarenergiekollektoren Strom erzeugen. Zudem verfügt das Land über grosse Erdgasvorkommen vor der Küste der Hafenstadt Alexandria und kann auch damit Strom produzieren.

Deutsche Konjunkturforscher werden skeptischer

(dpa) Der Aufschwung in Deutschland fällt in diesem Jahr aus Sicht führender Wirtschaftsforschungsinstitute geringer aus als zunächst erwartet. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird in einer neuen Prognose ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts in Deutschland von 2,4% erwartet. Die sogenannte Gemeinschaftsdiagnose wird am Donnerstagvormittag in Berlin vorgelegt. Im Frühjahr hatten die führenden Wirtschaftsinstitute noch damit gerechnet, dass nach dem Corona-bedingten Einbruch der Wirtschaft 2020 das Bruttoinlandprodukt in diesem Jahr um 3,7% zulegt. Im Gesamtjahr 2020 war das Bruttoinlandprodukt um 4,9% gesunken.

Die deutsche Wirtschaft wird derzeit vor allem von Lieferengpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten belastet. Mehrere Ökonomen sowie Wirtschaftsverbände hatten deswegen in den vergangenen Wochen ihre Prognosen nach unten korrigiert. Die Lage belastet auch den wichtigen deutschen Export, der im August an Schwung verloren hatte. Erstmals seit Mai 2020 lieferten die Unternehmen weniger ins Ausland als in einem Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am vergangenen Freitag auf Basis vorläufiger Daten mitgeteilt hatte. Allerdings lagen die Exporte immer noch über dem Vorkrisenniveau von Februar 2020.

«Steigende Frachtpreise und ein Mangel an Containern erschweren das internationale Geschäft und lassen die Preise für alle Marktakteure in die Höhe steigen», hatte der Präsident des Aussenhandelsverbandes BGA, Dirk Jandura, die aktuelle Lage beschrieben. Zugleich mache den Unternehmen die Rohstoffknappheit zu schaffen. Der Industrieverband BDI hatte erklärt: «Probleme in globalen Lieferketten, hohe Logistikkosten und ungeklärte Handelsstreitigkeiten verdunkeln den Konjunkturhimmel und haben in der Folge massive Auswirkungen auf die Exporte.»

Für das kommende Jahr rechnen die führenden Wirtschaftsinstitute nach DPA-Informationen mit einem kräftigeren Wachstum, und zwar einem von 4,8%. In ihrer Frühjahrsprognose gingen die Institute von einem Plus von 3,9% für 2022 aus.

Die sogenannte Gemeinschaftsdiagnose der Institute wird zweimal im Jahr erstellt, im Frühjahr sowie im Herbst – und zwar vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, vom Ifo-Institut, vom Institut für Weltwirtschaft, vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle und vom RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen.

Windows-Chef: Computer bleiben nach Pandemie wichtiger

(dpa) Nach der Corona-Krise sieht der Microsofts-Windows-Chef Panos Panay eine dauerhaft grössere Rolle für Personalcomputer im Leben der Menschen. «Der PC ist von etwas, was die Leute vielleicht irgendwie brauchen, zu etwas geworden, was sie unbedingt brauchen – und jetzt auch haben wollen», sagte Panay der Deutschen Presse-Agentur. Diese Entwicklung habe auch das neue Betriebssystem Windows 11 geprägt, das zu grossen Teilen während der Pandemie entwickelt wurde und jüngst auf den Markt kam.

Microsoft habe sich bei Windows 11 die Frage gestellt, was die Nutzer in den kommenden drei Jahren vor allem von ihren PC brauchen würden, sagte Panay. Da die Computer mehr als zuvor für Arbeit und Freizeit genutzt würden, seien Kameras und Mikrofone wichtiger geworden – und das werde auch so bleiben. Auch relevanter sei die schnellere Anzeige neuer Informationen und Benachrichtigungen.

«Die Menschen müssen sich nahtlos zwischen ihrer Arbeits- und Privatumgebung bewegen können», betonte Panay. «Denn mein Büro, mein Home-Office, meine Couch, mein Wohnzimmer, mein Küchentisch, sie wachsen alle stärker zusammen denn jemals zuvor.» Ein Thema bei Windows 11 sei auch gewesen, durch optische Verbesserungen die Belastung für die Augen zu senken, da die Menschen schlicht mehr Zeit vor den Bildschirmen verbrächten.

Microsoft integriert in Windows nun auch seine Kommunikations-Software Teams, was Kritik und Beschwerden von einem Konkurrenten wie Slack auslöste.

Windows ist nach wie vor das meistgenutzte Betriebssystem bei Personalcomputern, aber seit Jahren baut auch Apple den Marktanteil seiner Mac-Computer aus, und Google ist mit seinem netzbasierten Chrome OS vor allem im Bildungsbereich erfolgreich. Apple als iPhone-Anbieter profitiert dabei auch von der Möglichkeit, das Nutzer-Erlebnis über verschiedene Geräteklassen hinweg zu synchronisieren. Microsoft hat dagegen nach dem Scheitern von Windows Phone keine eigene Smartphone-Plattform mehr. Panay sieht seinen Fokus im Wettbewerb mit Apple darin, den Kunden eine möglichst breite Auswahl an verschiedenen Arten von PC für deren jeweilige Nutzungsszenarien zu bieten.

US-Behörde hat Fragen zu Teslas «Autopilot» nach Auffahrunfällen

Bereits seit dem Sommer untersucht die Behörde elf Vorfälle, in denen Teslas Elektroautos auf parkierende Rettungsfahrzeuge auffuhren.

Bereits seit dem Sommer untersucht die Behörde elf Vorfälle, in denen Teslas Elektroautos auf parkierende Rettungsfahrzeuge auffuhren.

Culver City Fire Department / Reuters

(dpa) Teslas Umgang mit dem Fahrassistenzsystem «Autopilot» gerät stärker ins Visier der amerikanischen Verkehrsbehörde. Die Regulierer wollen von dem Elektroauto-Hersteller wissen, warum ein Update, das Auffahrunfälle mit am Strassenrand stehenden Feuerwehr- und Ambulanzfahrzeugen verhindern soll, nicht als Rückrufaktion deklariert wurde. Auch haben sie Fragen zu Tests einer neuen «Autopilot»-Version mit mehr Funktionen durch Tesla-Kunden.

Die NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) verwies in dem am Mittwoch (13. 10.) veröffentlichten Brief an Tesla unter anderem darauf, dass Autohersteller verpflichtet seien, bei sicherheitsrelevanten Problemen binnen fünf Tagen eine Rückrufaktion auszurufen. Der Konzern soll nun bis zum 1. November begründen, warum er darauf verzichtete.

Die Behörde untersuchte bereits seit dem Sommer elf Vorfälle zwischen Januar 2018 und Juli 2021, in denen Teslas Elektroautos auf parkierende Rettungsfahrzeuge auffuhren. Dabei gab es der NHTSA zufolge 17 Verletzte und einen Todesfall. Bei allen betroffenen Tesla-Fahrzeugen sei das «Autopilot»-System eingeschaltet gewesen.

Tesla veröffentlichte im September ein Update der «Autopilot»-Software, dank dessen sie die Fahrzeuge mit ihren markanten Blinklichtern auch bei schwierigen Lichtverhältnissen erkennen soll.

Der Konzern verwies selbst darauf, dass «Autopilot» lediglich ein Fahrassistenzsystem sei und die Fahrer stets die Hände am Steuer und die Verkehrssituation im Blick behalten müssen. «Autopilot» kann zum Beispiel die Spur und den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug halten.

Nestlé im Konflikt mit französischer Wettbewerbsbehörde

Nestlé ist in Clinch mit der französischen Wettbewerbsbehörde.

Nestlé ist in Clinch mit der französischen Wettbewerbsbehörde.

Laurent Gillieron / Keystone

tsf. Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé ist im Konflikt mit der französischen Wettbewerbsbehörde. Diese kritisiert insgesamt 14 Handelsorganisationen und 101 Firmen – darunter einige Tochtergesellschaften von Nestlé in Frankreich – im Zusammenhang mit der umstrittenen Beschichtung von Metallverpackungen mit Bisphenol A (BPA). Die Chemikalie ist wegen möglicher östrogenähnlichen Wirkungen unter Verdacht. Bisphenol A ist in vielen Trinkflaschen, Milchtüten, Plastik-Behältern oder Dosenbeschichtungen enthalten. Frankreich hat sie in der Beschichtung von Konservendosen bereits vor sechs Jahren verboten. In anderen Ländern ist sie noch erlaubt.

Die französischen Behörden werfen den Unternehmen nicht die Verwendung von BPA vor. Sie kritisieren die Kommunikation der Firmen. Diese sollen zum Nachteil der Konsumenten nicht über das Vorhandensein oder die Zusammensetzung bestimmter Materialien an Metallverpackungen informiert haben, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag. Nestlé weist in einer Stellungnahme vom Mittwoch die Vorwürfe vehement und will diese anfechten.

Nestlé sieht sich in diesem Fall in einer «untergeordneten Rolle» und weist in der Mitteilung darauf hin, dass eine Bewertung von möglichen finanziellen Auswirkungen derzeit nicht möglich sei.

Am Mittwoch teilte Nestlé ebenfalls mit, dass das Unternehmen in den USA vier Produkte aus der Frucht- und Studentenfutterreihe «Nature's Heart» zurückgerufen habe. Es soll nun untersucht werden, ob die Mischungen während der Herstellung versehentlich mit Erdnüssen kontaminiert wurden.

JP Morgan Chase steigert Gewinn überraschend stark

(dpa) Die Erholung der Wirtschaft von der Corona-Krise hat der US-Bank JP Morgan Chase im Sommer überraschend viel Gewinn beschert. Das Institut löste im dritten Quartal milliardenschwere Rückstellungen für gefährdete Kredite auf. Dadurch sprang der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast ein Viertel auf 11,7 Mrd. $ in die Höhe, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Auch ein positiver Steuereffekt trieb das Ergebnis nach oben. Experten hatten im Schnitt mit einem leichten Gewinnanstieg gerechnet.

Bankchef Jamie Dimon sprach von einem guten Wirtschaftswachstum - trotz der Delta-Variante des Coronavirus und den Problemen in den weltweiten Lieferketten. Wegen der verbesserten Aussichten verringerte die Bank ihre Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle unter dem Strich um rund 1,5 Mrd. $.

Apple liefert wegen Chipmangel weniger iPhones aus

(Bloomberg)/tsf. Auch der amerikanische Technologiekonzern Apple bekommt die weltweiten Engpässe bei den Mikrochips zu spüren. Aus diesem Grund würden die Produktionsziele für das iPhone 13 im laufenden Jahr wahrscheinlich um bis zu 10 Mio. Stück zurückgenommen, schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Berufung auf Firmenkreise.

Apple hatte geplant, im letzten Quartal des Jahres 90 Mio. Stück des neuen iPhone-Modells zu produzieren. Offenbar können jetzt Broadcom und Texas Instruments die dafür notwendigen Komponenten nicht vollauf liefern. Apple sieht sich aber auch mit knappen Komponenten von anderen Lieferanten konfrontiert.

Die Aktien des Technologieriesen aus dem kalifornischen Cupertino rutschten am Mittwoch im späten Handel um bis zu 1,6% auf 139,27 $ ab, nachdem Bloomberg über die Probleme berichtet hatte. Auch Broadcom und Texas Instruments gaben im nachbörslichen Handel nach.

Welche Auswirkungen hat der Chips-Mangel auf die Preise von Elektronik-Konsumgüter? Zum Bericht

Europäische Firmen beklagen «chaotische Zustände» in China

(dpa) Europäische Unternehmen leiden in China zunehmend unter der Energieknappheit und deswegen angeordneten Stilllegungen von Betrieben in vielen Regionen des Landes. Die Probleme dürften sich mit der bevorstehenden Heizperiode verschärfen und eine Weile andauern, warnte der Vorsitzende der EU-Handelskammer in China, Jörg Wuttke, am Mittwoch vor Journalisten in Peking. «Wir stecken in einem Marathon, nicht in einem Sprint.» Die Rationierungen werden nach seiner Einschätzung bis mindestens März bestehen bleiben.

Hintergrund der Energieknappheit sind steigende Nachfrage und weniger Produktion. So wird auch die Umstellung auf saubere Energieträger genannt, da China seine Kohlendioxidemissionen für den Kampf gegen den Klimawandel verringern will. Mangelnder Wind und bedeckter Himmel drosselten die Produktion alternativer Energien, während der Bedarf im Sommer durch heisses Wetter und eine starke Industrieproduktion stiegen.

China deckt zwei Drittel seines Energiebedarfs mit Kohle. Doch wurden auch Importe um 20% im Vergleich zum Vorjahr reduziert und Kohlegruben aus Sicherheitsgründen geschlossen. Die Kohlepreise verdreifachten sich zum Teil, was Kraftwerke nicht mehr bezahlen können. So wurden Kohlelager aufgebraucht. Verschärft wird die Krise durch Preiskontrollen und Missverhältnisse im Energiesektor, der mehr vom Staat als vom Markt gesteuert wird.

EU-Unternehmen beklagten «chaotische Zustände». Oft werde ihnen nur kurzfristig wie am Abend zuvor oder eine Stunde vor Schichtbeginn mitgeteilt, dass der Strom abgestellt wird. Betriebe müssten mehrere Tage in der Woche stillstehen. «Es beeinträchtigt das normale Geschäft», sagte Klaus Zenkel von der EU-Kammer in Südchina. Kunden seien unzufrieden. «Es gibt keinen Plan», beklagte EU-Kammervertreter Christoph Schrempp in Tianjin. Die Lage schaffe grosse Unsicherheit. Besonders betroffen sind der Nordosten sowie die wirtschaftsstarken Provinzen Jiangsu im Osten und Guangdong im Süden.

Chinas Exporte steigen weiter unerwartet stark – plus 28,1 Prozent

China hat viele neue Anbaugebiete in den letzten Jahren entwickelt, und exportiert nun auch seinen Wein.

China hat viele neue Anbaugebiete in den letzten Jahren entwickelt, und exportiert nun auch seinen Wein.

Kevin Frayer / Getty Images AsiaPac

(dpa) Die chinesischen Exporte haben im September noch einmal unerwartet stark zugelegt. Die Ausfuhren der zweitgrössten Volkswirtschaft stiegen in US-Dollar berechnet um 28,1% im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie der Zoll am Mittwoch (13. 10.) in Peking berichtete. Die Steigerung war noch höher als im Vormonat, wo die Erwartungen von Experten mit einem Plus von 25,6% auch schon übertroffen worden waren.

Die Importe wuchsen hingegen langsamer als vorhergesagt mit nur 17,6%, nachdem sie im August um 33,1% zugelegt hatten. Der Handelsüberschuss stieg auf 66,76 Mrd. US-$. Der starke Zuwachs der Exporte muss allerdings auch vor dem Hintergrund der niedrigen Vergleichsbasis im Vorjahr gesehen werden, als die Auswirkungen der Pandemie erst langsam nachliessen.

Chinas Importe aus Deutschland entwickelten sich im September auffallend schlecht und gingen sogar um 2,4% zurück, wie aus der Zollstatistik hervorgeht. Hingegen exportierte China um 37,5% mehr nach Deutschland. Ähnlich stiegen die chinesischen Ausfuhren in die EU weiter stark um 30,6%, während die Importe nur um 1,1% zulegten.

SAP übertrifft Erwartungen bei Umsatz und Ergebnis

Aussenansicht der Firmenzentrale von Europas grösstem Softwarehersteller SAP in Walldorf, Baden Württemberg, Deutschland.

Aussenansicht der Firmenzentrale von Europas grösstem Softwarehersteller SAP in Walldorf, Baden Württemberg, Deutschland.

Arnulf Hettrich / www.imago-images.de

(dpa) Europas grösster Softwarehersteller SAP hat im abgelaufenen dritten Quartal deutlich mehr verdient als gedacht und erhöht den Geschäftsausblick. Bereinigt um Sondereffekte und vor Zinsen und Steuern stieg das Betriebsergebnis laut vorläufigen Zahlen überraschend um 2% auf 2,10 Mrd. €, wie das DAX-Schwergewicht am Dienstagabend (12. 10.) in Walldorf mitteilte. Dank der um ein Fünftel wachsenden Cloudgeschäfte zog der Umsatz im Vergleich zum schwachen Vorquartal um 5% auf 6,84 Mrd. € an. Analysten hatten zuvor mit einem deutlich schwächeren Anstieg gerechnet.

Unter dem Strich blieb mit 1,42 Mrd. € dennoch 14% weniger Nettogewinn übrig als vor einem Jahr, vor allem wurde mehr Geld für die aktienbasierte Vergütung der Mitarbeiter nötig.

SAP-Chef Christian Klein erhöhte nach dem überraschend guten Abschneiden die Finanzprognose für das laufende Jahr leicht. Im dritten Quartal war erneut die Software zur Nutzung über das Netz (Cloudsoftware) der Wachstumstreiber, nun rechnen die Walldorfer 2021 hier mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von 16 bis 19%. Zuletzt standen 15 bis 18% Anstieg im Plan. Das bereinigte operative Ergebnis soll nun währungsbereinigt maximal um 2 Prozent sinken statt um 4%. Nach wie vor hält SAP im besseren Fall zu konstanten Wechselkursen einen Wert wie im Vorjahr für möglich.

«Wir erleben eine Rekordnachfrage nach unseren Anwendungen und unserer Plattform», sagte Klein laut Mitteilung. «Das hat zu einer deutlichen Beschleunigung unseres Cloud-Wachstums geführt.» Das Cloud-Geschäft wachse immer schneller und habe zu dem angehobenen Ausblick für das Gesamtjahr geführt, sagte Finanzchef Luka Mucic.

Europarats-Kommissarin: gegen Missbrauch von Schadenersatzklagen

(dpa) Die Menschenrechtskommissarin des Europarats hat die Mitgliedsstaaten aufgerufen, Gesetze gegen missbräuchliche Klagen mit hohen Schadenersatzansprüchen zu erlassen. Solche Klagen seien «eines der gefährlichsten Instrumente zur Unterdrückung der freien Meinungsäusserung», sagte Dunja Mijatovic dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (13. 10.). Zudem seien sie ein Problem für die Justiz, «weil Richter ihre Zeit mit fadenscheinigen Zivil- und Strafverfahren verschwenden müssen».

Die Staaten seien sogar verpflichtet, Gesetze gegen solche missbräuchlichen Klagen zu erlassen, sagte Mijatovic. Denn der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte habe «sehr deutlich» gesagt, «dass unangemessen hohe Schadenersatzansprüche bei Verleumdungsklagen eine abschreckende Auswirkung auf die freie Meinungsäusserung haben können».

Die Sozialdemokraten im EU-Parlament fordern laut dem Bericht einen Hilfsfonds für Opfer missbräuchlicher Klagen. «Der EU-Fonds wird einen zweistelligen Millionenbetrag umfassen müssen», sagte der rechtspolitische Sprecher der Sozialdemokraten im EU-Parlament, Tiemo Wölken, dem RND. «Wir müssen deutlich machen, die Europäische Union steht an der Seite der Menschen, die ihre Grundrechte wahrnehmen.»

Britische Regierung will Industrie in Gaskrise helfen

Boris Johnson will jetzt offenbar doch auf Staatshilfen setzen.

Boris Johnson will jetzt offenbar doch auf Staatshilfen setzen.

Leon Neal / AP

(dpa) Steigende Gaspreise haben in Grossbritannien Industrieunternehmen an den Rand des Kollapses gebracht. Nach langem Zögern will die Regierung nun laut Medienberichten ein Kreditprogramm auflegen, um sie zu retten. Wie unter anderem die BBC am Dienstag berichtete, hat sich Premierminister Boris Johnson in einer Auseinandersetzung zwischen Wirtschafts- und Finanzressort auf die Seite von Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng geschlagen. Der hatte Hilfen angekündigt und war damit auf Widerstand im Finanzministerium gestossen.

Der «Guardian» zitierte Regierungskreise, die von einer drohenden Pleite mehrerer Industriekonzerne warnten. Betroffen sind vor allem Unternehmen aus energieintensiven Branchen wie der Stahl-, Keramik- und Papierherstellung. Unternehmensverbände laufen seit Tagen bei der Regierung Sturm, um auf ihre Schwierigkeiten aufmerksam zu machen.

Grossbritannien ist vom Anstieg des Gaspreises besonders stark betroffen, weil das Land nur kleine Reserven vorhält. Privathaushalte durch eine staatliche Preisdeckelung geschützt. Mehrere Energieversorger mussten allerdings inzwischen Insolvenz anmelden, weil sie Gas billiger weitergeben mussten als sie es einkauften. Für Unternehmen gilt die Deckelung der Gaspreise nicht. Sie werden daher von den steigenden Kosten mit voller Wucht getroffen.

Rekordinteresse von 120 Milliarden für Grünbonds der EU

(Bloomberg) Die Europäische Union hat mit ihrem grossen Debüt am Markt für grüne Anleihen ein rekordhohes Zeichnungsinteresse entgegennehmen können. Sie erhielt Zeichnungen von mehr als 120 Mrd. € für einen 15-jährigen Grünbond, mit dem sie 12 Mrd. € aufnehmen will. Das übertrifft den Rekord, den Grossbritannien im vergangenen Monat bei seiner Premiere aufgestellt hatte. In den kommenden Jahren sollen bis zu 250 Mrd. € solcher Schuldtitel ausgegeben werden.

Das werde der grösste Grünbond auf dem Markt werden und für Anleger einer der liquidesten, wahrscheinlich der liquideste, sagt Julian Kreipl, Analytiker bei der Bank Unicredit.

Chip-Engpässe bremsen PC-Absatz

Die Produktion der Notebooks bekommt die Knappheit bei den Chips zu spüren.

Die Produktion der Notebooks bekommt die Knappheit bei den Chips zu spüren.

Andrew Kelly / Reuters

(dpa) Die durch die Corona-Pandemie ausgelöste globale Chip-Knappheit und Logistik-Probleme bremsen laut Marktforschern PC-Verkäufe. Die Schwierigkeiten seien in den vergangenen Monaten geblieben, betonte Analyst Jitesh Ubrani von der Marktforschungsfirma IDC. Laut der Analysefirma Gartner gab es zuletzt Wachstum im Geschäft mit Firmenkunden vor allem bei Desktop-Rechnern, weil die Notebook-Verkäufe unter den Chip-Engpässen litten. Die Experten Gartner gehen davon aus, dass die Knappheit noch bis ins erste Halbjahr 2022 andauern wird. Auch gäben private Nutzer mit dem zunehmenden Abbau der Corona-Beschränkungen wieder mehr Geld für andere Dinge als Computer aus, sagte Gartner-Analytikerin Mikako Kitagawa.

Gartner und IDC ermittelten leicht unterschiedliche Absatzzahlen für das vergangene Quartal. Laut IDC gab es ein Plus von 3,9% auf 86,65 Mio. Geräte. Gartner ermittelte einen einprozentigen Zuwachs auf 84,15 Mio. Computer. Der Unterschied ist nicht ungewöhnlich und geht auf verschiedene Datenquellen und zum Teil auch unterschiedliche Eingrenzungen der PC-Kategorie zurück.

Branchenprimus Lenovo konnte nach Einschätzung beider Analysefirmen seinen Marktanteil leicht ausbauen und kam im dritten Quartal auf knapp 24%. HP, Dell und Apple folgen dahinter.