Am Dienstag steht die Welt der Bitcoin-Anlagen kopf

Die US-Börsenaufsicht kann sich der Welle nicht mehr länger entgegenstellen. In dieser Woche werden die ersten Bitcoin-ETF in den USA eine Börsenzulassung erhalten. Am Dienstag debütiert das Produkt von Pro Shares.

Werner Grundlehner
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Die SEC mit Vorsitzendem Gary Gensler muss sich dem Druck beugen.

Die SEC mit Vorsitzendem Gary Gensler muss sich dem Druck beugen.

Evelyn Hockstein / Reuters

Es ist nicht nur ein weiteres Krypto-Produkt – es ist das Bitcoin-Anlage-Produkt für den Durchschnittsbürger schlechthin. Ab dieser Woche könnten in den USA zwei kotierte Indexfonds (Exchange-Traded Funds, ETF) die Zulassung der Börsenaufsicht SEC erhalten. Zwei Anbieter haben in der vergangenen Woche eine überarbeitete Version des Börsenprospektes an die Börsenaufsicht SEC eingereicht.

Diese Handlung wurde als starkes Signal dafür gewertet, dass der Pro Shares Bitcoin Strategy ETF und der Valkyrie Bitcoin Strategy ETF bald grünes Licht zum Handel bekommen werden. Die Börsen haben dem Antrag auf Kotierung bereits zugestimmt und die SEC aufgefordert, den Anträgen ihrerseits zuzustimmen. Der Pro Shares ETF debütierte am Dienstag im Handel an der New Yorker.

Die Bedeutung des Ereignisses spiegelt sich auch im Bitcoin-Kurs wider. Dieser ist über das Wochenende weiter angestiegen und hat die Marke von 60 000 $ deutlich hinter sich gelassen. Die Rekordmarke von knapp 65 000 $ ist in Griffnähe. Ein ETF erhöht die Reichweite des Bitcoins deutlich: Institutionelle Investoren, die bisher durch Auflagen daran gehindert wurden, können nun in die Krypto-Währungen investieren. Und auch Privatanleger werden ihre Vorbehalte ablegen, die bisher nicht selbst direkt an Krypto-Börsen aktiv werden wollten oder die den bisher erhältlichen «exotischen» Anlageprodukten misstrauten.

Wegen des Ausdrucks ETF machen sich viele ein falsches Bild von diesen Instrumenten. Sie geben nicht eine breite Auswahl an unterschiedlichen Wertpapieren wieder, sondern sind an den Preis von Bitcoin-Termin-Kontrakten (Futures) gebunden und bilden den Kurs der Krypto-Währung nicht direkt ab. Gary Gensler, Leiter der US-Börsenaufsicht, hatte mehrfach betont, dass er Konstrukte mit Futures jenen vorziehe, die direkt in den Bitcoin investierten.

Die Leidensgeschichte des Bitcoin-ETF ist lang. In den vergangenen Jahren gingen zahlreiche ETF-Anträge bei der US-Börsenaufsicht ein, und genauso viele erhielten eine Absage. Die SEC bemängelte die fehlende Transparenz und Liquidität der Krypto-Assets. In den vergangenen Monaten nahm der Druck auf die Behörde jedoch zu. So bieten mittlerweile alle US-Grossbanken ihren Kunden Möglichkeiten an, in Krypto-Werte zu investieren. Mit der Genehmigung von Bitcoin-ETF in Brasilien und Kanada stieg die Anzahl der US-Vermögensverwalter weiter an, welche die SEC um die Zulassung eines Bitcoin-ETF ersuchten.

In der Warteschlange steht auch ein Produkt mit Schweizer Beteiligung. Der Schweizer Dienstleister 21Shares will zusammen mit der umstrittenen Investorin Cathie Wood den «Ark 21Shares Bitcoin Futures ETF» lancieren. Die amerikanischen ETF-Riesen haben im Geschäft mit Aktien- und Bond-ETF gezeigt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Es wird daher entscheidend sein, welche Anbieter wann die Zulassung erhalten und ob auch europäische Fondshäuser mitmischen.

Für Krypto-Puristen sind ETF (ein weiterer) Verstoss gegen die Bitcoin-Grundidee. Denn Dienstleister, die eigentlich ausgeschaltet werden sollen, bieten Privatpersonen ein Krypto-Engagement an, ohne dass diese darauf Zugriff haben und es für günstige Transfers nützen könnten. Doch für die breite Anlegergemeinde ist es der erste einfache Zugang auf den neuen Vermögenswert.

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