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Wichtige Basismetalle in Backwardation

15.05.2022  |  Hannes Huster
Noch ein oder zwei Worte zu den Basismetallen. Diese standen gestern an der LME unter Druck und es gibt auch hier spannende Situationen.

Starten wir mit Kupfer. Wie am Montag erwähnt, sind die kommerziellen Händler mittlerweile LONG auf Kupfer und die Hedge-Fonds versuchen die Preise nach unten zu drücken. Das kann für eine Weile gutgehen, endet aber meist schlecht für die Shorties. Was zudem ins Auge sticht ist, dass Kupfer in einer Backwardation ist. Das heißt, dass die Cash-Preise für eine sofortige Lieferung über den Preisen in der Zukunft liegen. Der Normalfall (Contango) ist umgekehrt. Dies spricht, allen Unkenrufen zum Trotz, für eine hohe Nachfrage und ein schwaches Angebot:

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Auch im Zink eine starke Backwardation:

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Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich hier ein explosives Gemisch zusammenbraut.

Das Timing wird der schwierige Part der Geschichte, doch es gibt viele offensichtliche Punkte, die für eine Bewegung nach oben sprechen. Sie kennen mich, ich bin kein Aluhelm-Träger und will jede Bewegung mit Verschwörung begründen. Doch was wir aktuell sehen, besonders im Bereich der Basismetalle und Rohstoffe, sieht mir nach einem inszenierten Rücksetzer aus, um spekulatives Kapital ganz bewusst aus dem Markt zu drängen.

China hat ein riesiges Infrastrukturprogramm angekündigt, verfolgt aber gleichzeitige die Null-Covid-Politik. Dies sorgt dann natürlich dafür, dass der Markt eher die Finger von Rohstoffen lässt, da ja viele Großstädte in China stillstehen.

Ich gehe mittlerweile fest davon aus, dass China diese künstliche Abkühlung bewusst gewählt hat, um im Hintergrund die schon knappe Angebotsseite zu leeren. Interessant in diesem Zusammenhang auch die Aussagen von Robert Friedland in dieser Woche auf der Mining-Indaba. Nachfolgend habe ich Ihnen die wichtigsten Aussagen einmal übersetzt:

In seiner Rede am dritten Tag der Investing in African Mining Indaba in Kapstadt sagte Friedland, dass sich das gesamte in der Geschichte geförderte Kupfer auf 700 Millionen Tonnen beläuft. Er sagte, dass die Welt allein in den nächsten 22 Jahren 700 Mio. Tonnen abbauen müsse.

Friedland sagte, dass die Welt bis 2030 5,5 Mio. Tonnen Kupfer allein für Windturbinen benötigen würde und dass die zunehmend unzuverlässigen Stromnetze ersetzt werden müssten, insbesondere in Kalifornien, wo einige Stromleitungen mehr als 100 Jahre alt sind. "Wenn jeder einen Tesla kauft und ihn um 17 Uhr einsteckt, würde das ganze Netz explodieren", sagte er. Er beschrieb die "Ära des elektrischen Alles" als "absurd metallintensiv".
"Wow, wo soll das Metall denn herkommen?

Friedland wiederholte den Satz, den er 2019 geprägt hatte, und sagte, es sei die "Rache der Bergleute", weil zu wenig in den Sektor investiert werde. "Ohne Bergbau sitzen wir im Dunkeln", sagte er.

Die Kupfernachfrage für Elektrofahrzeuge wird sich bis 2030 voraussichtlich verzehnfachen. "Wir müssen in den nächsten 30 Jahren mehr Material abbauen, als wir jemals in der Geschichte der Menschheit abgebaut haben", sagte Friedland. Wood Mackenzie prognostizierte, dass in den nächsten fünf Jahren 240 Milliarden Dollar an Investitionen in den Bergbau fließen müssten, eine Zahl, die Friedland als "super konservativ" bezeichnete.

Friedland sagte, dass der Welt bis 2030 ein Defizit von 9 Millionen Tonnen Kupfer drohe. "Wir befinden uns an einer Klippe der Kupferversorgung", sagte er. "Wir brauchen bis morgen acht Kamoa-Kakulas - ein großes Problem. "Es macht mir wirklich Angst, wenn ich daran denke, dass wir nach 28 Jahren Arbeit [in Kamoa-Kakula] und einem Erfolg über Nacht ... 10 weitere davon brauchen, wir brauchen 20 weitere davon. "Wir brauchen eine Zillion mehr davon, wenn wir auch nur die geringste Hoffnung haben, Kohle und Kohlenwasserstoffe ersetzen zu können."

Mark Bristow, Präsident und CEO von Barrick Gold, sagt, dass die Welt bis 2040 sieben Escondidas braucht. "Wir haben nicht eine", sagte er. Eines der größten Kupfererschließungsprojekte, das 7-Milliarden-Dollar-Projekt Reko Diq von Barrick und der pakistanischen Regierung, würde immer noch nur die Hälfte einer Escondida ausmachen. Bei diesen Prognosen sind Lieferunterbrechungen noch nicht berücksichtigt.


Nach Angaben von Macquarie blieben die großen Kupferproduzenten der Welt im Märzquartal um 6% hinter den Prognosen zurück, was auf die Verfügbarkeit von Arbeitskräften, Proteste der Bevölkerung, geotechnische Probleme, niedrigere Gehalte, Wasserknappheit, nasses Wetter und Wartungsarbeiten zurückzuführen ist.

Die Minenprognosen von Macquarie berücksichtigen eine jährliche Störungszulage von 4,25%, die sich in diesem Jahr vor den jüngsten Aktualisierungen auf knapp 1 Mio. Tonnen belief. "Nimmt man die Senkung der Prognosen und den Rückstand im ersten Quartal im Vergleich zu den revidierten Prognosen, so bedeutet dies, dass etwa 40% der jährlichen Gesamtmenge bereits von den großen Unternehmen genutzt wurden, die nur etwa 50% der weltweiten Produktion ausmachen", so die Bank.

"Dies lässt wenig Spielraum für den Rest des Jahres und erhöht das Abwärtsrisiko für unsere Prognose des Minenangebots erheblich".

Bristow sagte, dass Kupfer zwar das strategisch wichtigste Metall der Welt sei, er aber kurzfristig einen Preisrückgang erwarte. "Wir werden in den nächsten sechs Monaten einen starken Rückgang der Kupferpreise erleben, wenn China weiterhin mit der COVID ringt, da es sich auf eine COVID von Null konzentriert", sagte er.

Der Vorsitzende des Commodity Discovery Fund, Willem Middelkoop, erwartet ebenfalls eine kurzfristige Schwäche des Kupferpreises. "Die Fundamentaldaten für Kupfer sind nach 2025 so stark", sagte er. "Alle Korrekturen bei Kupfer werden von großen Händlern und sogar von China aufgekauft werden."



Fazit:

Wie gestern geschrieben, ist es vermutlich besser, die kurzfristigen Schmerzen jetzt in Kauf zu nehmen, anstatt sich von der Panik verunsichern zu lassen. Gerade die für die Elektrifizierung wichtigen Rohstoffe (Kupfer, Nickel, Grafit, Lithium) werden sehr knapp, egal ob Rezession oder nicht. Der Trend ist nicht zu stoppen und wird sich schlimmstenfalls verlangsamen.

Eine neue Mine in Produktion zu bringen, wird nicht nur stetig aufwendiger, sondern auch teurer. Die Vorlaufzeiten sind enorm und die vergangenen Jahre der Nichtinvestition werden die Preise in den nächsten Jahren nach oben treiben.


© Hannes Huster
Quelle: Auszug aus dem Börsenbrief "Der Goldreport"



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