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Ballard Power: Darum ist es für ein Investment noch zu früh

Simon Ruić / 08.12.22 / 9:31

Die Ballard-Power-Aktie (WKN:A0RENB) ist seit Beginn der Woche um knapp -15% auf 7,45 CA$ abgesackt. Obwohl die Brennstoffzellen des Unternehmens in Bezug auf Leistungsdichte und Lebensdauer immer besser werden, sehen die Anleger derzeit keine Anzeichen für ein Wachstum der Einnahmen. Hinzu kommen weitere Gründe, warum man ein Wasserstoff-Investment nicht vor 2024/25 in Betracht ziehen muss.

Ballard Power Systems mit Sitz in Burnaby bei Vancouver, Kanada ist ein Hersteller von Brennstoffzellen. Seinen ersten Wasserstoff-betriebenen Bus hat das Unternehmen bereits vor über 30 Jahren vorgestellt, Anfang des Jahrtausends waren die ersten Produkte marktreif. Der Wasserstoff-Spezialist arbeitet mittlerweile auch an H2-Antrieben für Gabelstapler, Lkw, Züge und Schiffe. Der Börsenwert des Unternehmens liegt derzeit bei gut 1,6 Milliarden US$.

Europäischer Markt immer wichtiger

Ballards größter Anteilseigner ist Weichai Power – ein chinesischer Automobilzulieferer, der derzeit 15% der Aktien hält. An einer gemeinsamen Brennstoffzellen-Fabrik in China hält Ballard 49% der Anteile.

Die Volksrepublik ist für Ballard derzeit auch der wichtigste Markt, da das Unternehmen dort mit rund 1.100 H2-Bussen einen Marktanteil von etwa 25% hält. Dank der Fördermittel der EU-Kommission entfällt jedoch bereits etwa die Hälfte des Auftragsbestands von gut 100 Millionen US$ auf Europa – Tendenz steigend. Der insgesamt adressierbare Markt für den Hersteller von Brennstoffzellen-Stacks beläuft sich Firmenangaben zufolge auf ca. 250 Milliarden US$.

Solche Schätzungen sind aus meiner Sicht jedoch mit Vorsicht zu genießen. Der Grund: Der Fokus auf emissionsfreie Verkehrslösungen hat erst vor wenigen Jahren begonnen. Somit ist noch nicht absehbar, ob sich Ballards spezielle Art von Wasserstoffantrieb (PEM-Zellen) zum Beispiel auch in Zügen und Schiffen durchsetzen wird.

Das hängt weiterhin davon ab, wie sich die Produktionskosten für die Hersteller und die Konkurrenz, also E-Autos und Öl, entwickeln werden. Wird es in Zukunft leistungsfähigere Batterien geben, die vielleicht auch weniger wiegen? Wie hoch wird der Ölpreis im Jahr 2026 sein? Die Antworten auf diese Fragen sind natürlich unbekannt.

Fundamental kaum was zu bieten

Während der Markt für PEM-Zellen allen Prognosen zufolge in den kommenden Jahren im mittleren zweistelligen Bereich wachsen soll, gibt es bei Ballard derzeit noch keine Anzeichen für eine solche Entwicklung. Die Fakten sind derweil ernüchternd: In den vergangenen 10 Jahren haben sich die Einnahmen bei den Kanadiern kaum verändert. Aufgrund höherer Investitionskosten hat sich das EBITDA in den letzten Quartalen jedoch deutlich verschlechtert.

Da das Unternehmen aktuell weder über einen positiven Cashflow noch über Gewinne verfügt, ist eine fundamentale Bewertung der Aktie schwierig. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis dürfte sich in nächster Zeit eher verschlechtern, da für die folgenden Quartale schwache Einnahmen erwartet werden.

Beim Umsatz, der um -15% auf 21,3 Millionen US$ zurückging, verfehlte Ballard für Q3 die Analystenerwartungen. Hier hatten die Marktexperten im Schnitt 24 Millionen US$ auf dem Zettel. Auch der Kommentar von CEO Randy MacEwen für das nächste Jahr klingt wenig vielversprechend:

Wie bereits mitgeteilt, sehen wir weiterhin ein schwieriges Bild bei der Bruttomarge, das voraussichtlich bis 2023 anhalten wird, bis unsere Volumensteigerungen und unsere Initiativen zur Produktkostensenkung in die Produktion übergehen.

Ein großer Haufen von Risiken

Die weitere Entwicklung von Ballard und der gesamten Wasserstoffbranche ist mit vielen Risiken behaftet. So sind die Fahrzeuge noch ein großes Stück davon entfernt von der Kostenparität mit Elektrofahrzeugen, geschweige denn Verbrennern. Ob etwa H2-betriebene Lkw noch vor dem Ende des Jahrzehnts zu Diesel- oder E-Lastern aufschließen können, ist mehr als fraglich.

Die Kosten sind dabei nicht die einzigen Nachteile, die potenzielle Kunden bei der Nutzung von Wasserstoff-Fahrzeugen haben. So ist die Ladeinfrastruktur noch deutlich schwächer als bei Elektroautos, wo die Situation ebenfalls noch extrem ausbaufähig ist.

Darüber hinaus besteht bei Brennstoffzellen große Ungewissheit über die langfristige Rentabilität. Staatliche Subventionen und Anreize wie der Inflation Reduction Act laufen alle irgendwann aus und dann muss Wasserstoff selbst wirtschaftlich genug sein.

Warten ist angesagt

Ballard hat den Wasserstoff-Aktien-Hype 2020/21 genutzt, um viel Geld zu sammeln, das es in den kommenden Jahren in Forschung und Entwicklung investieren kann. Wenn die Kosten der Technologie schnell genug fallen, hat das Unternehmen das Potenzial, Elektrofahrzeugen ernsthaft Konkurrenz zu machen.

Im Moment sehe ich allerdings keinen Grund, bei der Aktie zu investieren. Die Verkäufe stagnieren, die Bewertung ist hoch und selbst nach eigenen Aussagen wird Ballard erst 2025 Kosten-Wettbewerbsfähigkeit mit E-Fahrzeugen erreichen. Ich warte lieber noch zwei Jahre ab, wie sich die Technologie der Kanadier entwickelt.

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